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Autofahrer stoppen alkoholisierten Lkw-Fahrer

Andere, Mo, 21.01.2019, 14:34

Der Titel macht neugierig. Und die Neugierde wird gleich im ersten Satz befriedigt, denn ganz im Stil eines Actions-Films geht es weiter: "Zwei couragierte Autofahrer haben am Sonntag auf der A8 einen alkoholisierten Lkw-Fahrer aus dem Verkehr gezogen."

Das ist gut. Da haben sich also zwei Helden bereitgefunden, einen Lkw zu stoppen – was sage ich da, sie haben ihn aus dem Verkehr gezogen!!! Das ist gar nicht so einfach, stelle ich mir vor. Wie stoppt man einen fahrenden Lkw mit einen offensichtlich betrunkenen und unberechenbaren Fahrer am Volant? Mit der von vorne gegen den Kühlergrill gestemmten Hand im Stile Supermans wahrscheinlich nicht. Indem man sein Leben riskiert und sich mit den eigenen Wagen vor den Lkw setzt und durch vorsichtiges Herunterbremsen den Lkw hinter sich zum Abbremsen zwingt? Ja, wie sonst, also so muß es gewesen sein, anders geht es ja gar nicht.

Fürwahr, das sind zwei Helden, ach was, das müssen zwei richtig wilde Hunde sein. Riskieren ihr Leben und - noch schlimmer fast - ihr eigenes Auto! Chapeau! Na gut, dann ist der Lkw also kühn gestoppt, aber die zwei Helden haben ja, so liest man es auf orf.at, noch viel mehr gemacht, sie haben den alkoholisierten Fahrer aus dem Verkehr gezogen! Also das ist schon ein Ding! Lkw-Fahrer, zumal besoffene, sind ja bei Gott keine Waisenknaben, so einen Typen aus dem Verkehr zu ziehen, also an der Weiterfahrt zu hindern, wird wohl nicht so einfach sein. Ohne Abziehen des Schlüssels bzw. dazu nötigem Herausziehen des Lenkers aus der Fahrerkabine, wird das nicht abgehen. Da werden gute Worte nichts helfen, da ging es garantiert ans Eingemachte.

Wie gut, daß es noch Helden auf dieser Welt gibt, Leute, die sich was trauen. Wer weiß, wieviel Unheil sie mit ihrem selbstlosen Einsatz abwenden konnten.

Der türkischstämmige Wiener Abdullah Kale und sein Schwager sind zwei so Helden. Hoch klingt im ORF das Lied vom braven Wiener, wollte sagen: vom türkischen Mann aus Wien. Ja, fragt man sich nun atemlos, was war da los, wie haben die beiden das Bravourstück zustande gebracht?

Die Antwort steht – leider erst – im letzten Absatz: „Der 27-Jährige verständigte die Polizei, die einen Alkoholtest bei dem 48-jährigen Lkw-Fahrer aus Rumänien machte.“

Blubb!

Die Blase zerplatzt, aus der schöne Traum vom heroischen Wiener Türken. Die couragierte Tat war ein schnöder Telefonanruf, den Rest, also das Stoppen und Aus-dem-Verkehr-ziehen, das machte dann natürlich die Polizei.  

Auf Youtube würde man so einen Beitrag mit Lock-Titel als Clickbait bezeichnen. Seriöser Journalismus ist anders. Aber der ist beim ORF schon lange nicht gefragt. Hier regiert die Manipulation, hier ging es – wieder einmal – nur um den heldenhaften Fremden, der sich, hinter einem offensichtlich betrunkenen Lkw-Fahrer herfahrend, traut, die Polizei anzurufen.

Naja, immerhin.

Nichts gegen Herrn Kale. Wer so etwas kennt, der weiß, daß das viel Zeit kostet, da hat man jede Menge Scherereien. Da müssen Niederschriften gemacht werden, dann steht als Zeuge der Name samt Adresse im Akt, das ist auch nicht so richtig angenehm, wer weiß, wie nachträgerisch manche Übeltäter sind. Also nichts gegen den türkischstämmigen Wiener, der sich das antut. Aber wie der ORF das - nota bene unter voller Namensnennung - vermarktet, das ist schon unverschämt.