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Der kommunistische Meteorit

Andere, Sa, 23.02.2019, 09:14

Am 1. Februar kommt es in der kubanischen Provinz Pinar del Rio zu einem Meteoritenfall. Dem Fall vorausgegangen war eine helle Feuerkugel über den Florida Keys, sowie eine Rauchspur am Himmel und Schallerscheinungen des mit kosmischer Geschwindigkeit eintretenden Kleinkörpers.

ORF Online berichtete am 20. Februar effekthascherisch, dass der Meteorit radioaktiv sei und beruft sich dabei – tatsächlich! – auf die kubanische Parteizeitung „Granma“. Des Weiteren hätten kubanische Wissenschaftler den Ursprung des außerirdischen Materials als möglicherweise vom Asteroiden Vesta, dem angeblich drittgrößten Asteroiden des Sonnensystemes, bestimmt.

Soweit die ungeprüft vom ORF von der kommunistischen Parteizeitschrift übernommen „Fakten“. Tatsache ist jedoch:

  • Meteoriten sind nicht radioaktiv, da diese bereits seit 4,5 Milliarden Jahren im All ihre Bahnen ziehen, weshalb sämtliche ursprünglich radioaktiven Isotope längst zerfallen sind.
  • Von den bisher bekannt gewordenen Fotos der Meteoriten-Bruchstücke kann jeder, der sich eingehend mit der extraterrestrischen Materie beschäftigt, klar erkennen, dass es sich um einen sogenannten „gewöhnlichen Chondriten“ handelt. Meteorite vom Asteroiden Vesta hingegen werden als Achondrite der HED-Klasse bezeichnet. Während gewöhnliche Chondrite eine weitgehend unveränderte Zusammenballung von Gestein und Eisen aus dem solaren Urnebel darstellen, haben sich bei größeren Körpern die metallenen Bestandteile in einen Kern und einen eisenlosen Mantel (den Achondriten) ausdifferenziert.
  • Vesta ist zudem der zweitgrößte Asteroid des Sonnensystems, nicht der drittgrößte.

Der Kurator der Meteoritensammlung im Wiener Naturhistorischen Museum, Ludovic Ferriere, hat dies, nachdem diese Falschmeldung selbst im zartrosa Zentralorgang erschienen war, klargestellt.

Was für ein Glanzlicht für die vom ORF so hoch gelobte Wissenschaftsredaktion: Man hält die Aussagen einer kommunistischen Parteizeitung offenbar für so glaubwürdig, dass man auf eine eigene Recherche verzichtet hat.

Schwacher Trost und wohl bezeichnend für die ganze Branche ist die Tatsache, dass auch Printmedien wie der Standard, die Kleine Zeitung, Heute, Die Welt, Stern, Focus, usw. diesen Unsinn ungeprüft übernommen haben.

PS: Wer sich näher und vor allem fundiert mit gegenständlichem Naturwunder beschäftigen möchte, dem sei diese Seite (englischsprachig) herzlichst empfohlen.