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Kulturmontag

AndereORF2, Di, 07.05.2019, 14:04 | Werner Grotte

Jan Böhmermann, deutscher Staatskünstler von ZDF-Gnaden, hat im Grazer Künstlerhaus eine fragwürdige Ausstellung zusammengestellt – der Titel sagt alles: „Deutschland Anschluss Österreich“. Einmal mehr wird darin Österreich zum Nazi-Land hochstilisiert. Im Eingangsbereich etwa gibt es eine „Passkontrolle“, wo Österreicher und Ausländer separate Eingänge benutzen müssen – und ein eigenes Schlupfloch für „Faschisten“. Danach erwartet die Besucher unter anderem ein „virtueller Nazi-History-Park“.

Wer nun meint, ein solch tendenzlöser Unfug würde von den Medien gnädig ignoriert, der irrt: Ausgerechnet der „unabhängige“ ORF hat ein Kamerateam nach Graz geschickt, um sich die Nazi-Ausstellung anzusehen – wurde aber prompt vor der Tür abgewiesen, weil Böhmermann jedem Besucher eine unvoreingenommene Sicht auf sein Werk zugestehen wolle. Doch nicht genug der leeren Kilometer: Anstatt verschämt abzuziehen, bat man Herrn Böhmermann auch noch zum Interview, das gestern im ORF-„Kulturmontag“ ausgestrahlt wurde.

Und da gab es für den selbsternannten „Satiriker“ kein Halten mehr: Gleich zu Beginn nahm er eine Anleihe beim berüchtigten Österreich-Beschimpfer Thomas Bernhard (der hatte einst erklärt, in Österreich würden 6,5 Millionen Debile und Alkoholiker leben) – mittlerweile seien es „bereits acht Millionen Debile“, stellte Böhmermann fest. Es folgten eine Reihe von Pauschal-Verunglimpfungen der Österreicher und ihrer Regierung. Der Ruf nach einem starken, autoritären Führer etwa schalle „von den Bergen bis hinüber nach Deutschland“.

Und obwohl Österreich am besten Weg in die falsche Richtung sei, mute alles „so normal an, gar nicht wie Unrecht“, rückte der Österreich-Experte unser Land in Richtung Bananenrepublik: „Hier werden Chemikalien zusammengeschüttet, die man besser nicht zusammenschütten sollte.“ Dabei sei vieles gar nicht normal in Österreich, etwa ein 32-jähriger Bundeskanzler, der mit seiner Haar-Gel-Frisur wie ein Versicherungsvertreter anmute – „habt ihr da keinen Besseren?“, fragte sich der Kurz-Kenner.

Dem trotz dieser Ausfälle verschwörerisch grinsenden ORF-Interviewer prophezeite Böhmermann, ihm werde das Grinsen bald vergehen. Mit der drohenden Abschaffung der GIS-Gebühren werde der ORF wohl bald von Regierungsgeldern abhängig und damit quasi verstaatlicht – und in „FPÖ-TV“ umbenannt. Zum Drüberstreuen unterstellte er Vizekanzler HC Strache noch, via Facebook „volksverhetzende Scheiße“ zu verbreiten. Die halbherzige Distanzierung von Moderatorin Clarissa Stadler nach dem Interview kam nicht so wirklich überzeugend hinüber, zumal sie diese gleich damit relativierte, dass „Satire alles darf“ und der öffentliche Rundfunk „künstlerische Meinung“ wiedergebe.

Erboste Proteste kamen denn auch umgehend aus den Reihen der FPÖ. Generalsekretär und EU-Spitzenkandidat Harald Vilimsky etwa meinte, dass „der ORF sich immer mehr zu einer rot-grünen Propagandamaschine entwickelt“. Er erwarte sich von Generaldirektor Alexander Wrabetz eine Distanzierung von diesen „untragbaren Beschimpfungen gegen die Österreicher“. Diese hätten mit künstlerischer Freiheit und Provokation nichts mehr zu tun.

Ähnlich äußerte sich Vilimskys Kollege Christian Hafenecker. „Dieser Sinnlos-Beitrag des ORF ist ein Musterbeispiel dafür, dass die GIS-Gebühren dringend abzuschaffen sind – Information und Unterhaltung mit Niveau und Anspruch wären wieder an der Tagesordnung und nicht parteipolitisch motivierte Selbstdarsteller“, betonte der zweite FPÖ-Generalsekretär.