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Der üble und der gute Sexismus

Andere, Mi, 08.05.2019, 14:00

In seiner "absoluten Objektivität", wie zuletzt Florian Klenk in einer Diskussion auf Servus-TV allen Ernstes dem ORF attestiert hat, ist es nicht nur aufschlussreich worüber und vor allem wie die staatliche Anstalt berichtet (Stichwort Verkürzung), sondern immer wieder auch worüber nicht berichtet wird.

In Deutschland hat eine Diskont-Lebensmittelkette, anlässlich des bevorstehenden Muttertags, einen neuen... nenen wir es Werbespot veröffentlicht. Ohne Übertreibung könnte man es auch audio-visuelles Pamphlet nennen.

In dem Video sollen Frauen, speziell eben Mütter, anlässlich des Muttertages besonders gewürdigt werden. Und damit diese Botschaft gelingen möge, werden zugleich die Männer, konkret Väter, als leibhaftige, vollkommen unfähige Vollidioten dargestellt, die den gewöhnlichen Familienalltag mit ihren Kindern einfach nicht hinbekommen. Anders haben es die Verantwortlichen dieses Filmes offenbar nicht zustande gebracht, die Mütter entsprechend zu würdigen.

Genaugenommen kann man hier eindeutig von einem grob sexistischen, diskriminierenden Video sprechen, da es alle Väter für unfähig erklärt, den Familienalltag zu beherrschen, wohingegen die Frau, die Mutter, als die strahlende Heldin, gleichsam souverän, fürsorglich, cool und ruhend in sich selbst erscheint. Die Dimension lässt sich auch erkennen, wenn man sich das Video unter umgekehrten Prämissen vorstellt. Das wäre dann wohl der Untergang des aufgeklärten, offenen Europa (und vermutlich der Lebensmittelkette und der Werbeagentur), jedenfalls der medial inszenierte Untergang.

Ein Fall von groben, öffentlich-medialem Seximus also. Hat sich nicht der ORF den Kampf gegen den Sexismus auf seine Fahnen geheftet? Und berichtet nicht der ORF permanent über selbst kleinste und für die Allgemeinheit unbedeutendsten Vorfälle, die er als 'sexistisch' oder 'diskriminierend' einstuft? Man erinnere sich etwa nur an den Bericht, wo eine Radrennfahrerin angehalten wurde, weil sie in die separat gestartete Männergruppe hineingefahren war. Für die ORF-Redaktion ein klarer Fall von Diskriminierung natürlich und wirklich das Frauenfeindlichste, das man sich vorstellen mag. Oder die beiden sich provokant küssenden Lesben, welche daraufhin von der Besitzerin aus einem Wiener Kaffeehaus verwiesen worden sind - was für ein Mega-Skandal, der ORF hat mehrere Tage darüber berichtet. Solche Berichte finden sich zum Beispiel auf orf.at beinahe täglich, alle mit der selben Botschaft.

Dass orf.at nun weder über das aktuelle, (Männer-)diskriminerende, sexistische Video, noch über die darüber aktuell in Deutschland tobende Entrüstung ('Shitstorm') in sozialen Medien und auch Tageszeitungen berichten wird, ist für jedermann klar, der Arbeitsweise und Ideologie der ORF-Information kennt. Da müsste schon sehr viel passieren, dass die ORF-Redakteure nicht mehr auskönnen und darüber berichten müssen. Das kann in diesem konkreten Fall noch kommen.

Denn bitteschön, Diskriminierung und Sexismus sind im 21. Jahrhundert der politisch korrekten Medien- und Meinungsmacher noch lange nicht Diskriminierung und Sexismus. Das ist erst dann der Fall, wenn sie es sagen. Und bloß, weil aktuell 'das halbe Land' über das kontrovers, provokante Video diskutiert, ist das noch lange kein Grund für die ORF-Information auch darüber zu berichten. Da finden sich locker einige unbedeutendere Ereignisse, die viel besser in das linke Weltbild und den Erzählstrang vieler ORF Redakteure passen.

PS. Übrigens: in Deutschland wurde jetzt auch bekannt, dass in Berlin praktisch jede antisemitische Straftat automatisch dem Rechtsextremismus zugeordnet wird. Die 'WELT' berichtet darüber. Der „Unabhängige Expertenkreis Antisemitismus“ der deutschen Bundesregierung kritisiert das scharf (im ORF-Jargon müsste es 'heftige Kritik' heißen) und meint dazu, es entstehe dadurch „möglicherweise ein nach rechts verzerrtes Bild“, dieser Kritik schließt sich auch das 'American Jewish Committee' an. "Es sei nur eine kühne Behauptung, dass ein Großteil antisemitischer Taten von Rechtsextremen begangen werde. Bei 60 Prozent aller Taten ließen sich keine rechtsextremen Hintergründe feststellen" meint dazu zum Beispiel auch Marcel Luthe von der Berliner FDP.

Die Frage stellt sich nun, weshalb berichtet der ORF auch über diesen Missstand bisher nicht, schließlich geht es doch um Antisemitismus?! Die Antwort liegt auf der Hand: weil ein erheblicher Teil der antisemitischen Straftaten vermutlich auf das Konto von muslimischen Israel-Hassern geht. Und auch jüngste Umfragen in der türkisch/muslimischen Gemeinschaft geben zum Thema Antisemitismus ein ganz klares Bild. Und das wiederum passt gleich mehrfach nicht ins Schema der ORF-Information.

Daher Ergänzung: Sexismus ist nicht gleich Seximus und Antisemitismus nicht gleich Antisemitismus.