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Friedliche Demonstranten und extreme Ball-Besucher

Andere, Sa, 25.01.2020, 15:15

Beim ORF wird eine an sich komplizierte Welt recht einfach eingeteilt, speziell wenn es politisch wird: Links ist gut, rechts ist böse. Links-Extremismus wird folglich verharmlost und negiert, rechts-extrem ist im Prinzip schon jeder, der sich argumentativ zu weit von stramm links wegbewegt. Meinungsfreiheit ja, aber nur wenn sie dem linken Weltbild nicht zu sehr widerspricht.

Diese Weltsicht findet sich natürlich auch bei der Nachlese auf orf.at zum diesjährigen Akademikerball und der unvermeidlichen Gegendemonstration wieder. Bei der besagter Gegenkundgebung nehmen - wie eigentlich allgemein bekannt - auch regelmäßig links-extreme Gruppierungen und Einzelpersonen teil. So sind selbst auf den ORF-Fotos zum Artikel vermummte Gestalten mit Fahnen zu sehen oder ganz offen auftretende Vertreter der „Kommunistische Jugend Österreichs“, die stilecht rote Transparente mit Hammer und Sichel hochhalten und die ihren (Zitat) „Kampf“ „auf allen Linien und mit allen Mitteln“ führen.

Dazwischen die üblichen „Nazis raus aus dem Parlament“-Transparente (mir wäre neu, dass sich die Nationalsozialisten parlamentarisch neu formiert hätten) oder Plakate mit der Aufschrift „Flüchtlinge bleiben, FPÖ vertreiben“ und ähnliches. Man mag ja von der FPÖ halten, was man möchte, aber wir sprechen hier von einer demokratisch gewählten Partei innerhalb des Verfassungsbogens, die aus dem Parlament (oder Land?) „vertrieben“ werden sollen. Ich würde sagen, dass alleine dieser salopp gereimte Slogan nicht nur demokratiefeindlich, sondern auch eindeutig extremistisch ist.

Nicht für den ORF, der diese fragwürdigen (und auf den eigenen Fotos ersichtlichen!) Gruppierungen und Kampf-Parolen mit keiner Silbe erwähnt. Stattdessen werden lieber die „Omas gegen Rechts“ thematisiert, weil die so harmlos und schrullig sind.

Die Bösen sind natürlich beim (Zitat) „rechten Akademikerball“ zu suchen. Und nachdem rechts gemäß ORF ja eh schon grundsätzlich böse, darf da das Wort „rechts-extrem“ natürlich auch nicht fehlen. Hauptsächlich wird der extremistische Charakter der Ball-Veranstaltung dieses Mal am Besuch des Identitären-Chefs Martin Sellner festgemacht.

Da darf sich dann auch wieder – obwohl man beim ORF die GRÜNEN jetzt viel lieber hat – auch ein SPÖ-Politiker unhinterfragt zu Wort melden. In dem Fall der von Wahlniederlage zu Wahlniederlage eilende SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch, der meint, „dass für die FPÖ die Abgrenzung vom rechten Rand nur Schall und Rauch ist“.

Was jetzt aber an Martin Sellner viel extremer sein soll als an offen auftretenden Kommunisten mit Gewalt-Parolen auf der Demonstration, erschließt sich mir selbst nach kritischem Studium der Identitären-Website nicht ganz.

Und warum bei der FPÖ anlässlich des Balls ein Abgrenzungsproblem „zum rechten Rand“ attestiert wird, aber gänzlich unerwähnt bleibt, dass die GRÜNE Wiener Vize-Bürgermeisterin Birgit Hebein bei der Demonstration fröhlich mit Links-Extremen mitmarschiert ist (ironischerweise auch innerhalb einer Gruppe, wo mutmaßlich und nicht ganz gewaltfrei ein Stein gegen Polizisten geworfen wurde)
Sollte in dem Fall – bei einem objektiv berichtenden Medium - nicht auch ein Abgrenzungsproblem der GRÜNEN mit dem linken Rand thematisiert werden? Natürlich nicht beim neuen GRÜN-Propagandasender ORF, da bleibt der Auftritt der links-fidelen Wiener Vizebürgermeisterin gänzlich unerwähnt.

Wie gesagt: Rechts ist böse, links ist gut und die Wirklichkeit hat sich gefälligst unterzuordnen oder wird redaktionell angepasst. Differenzieren ist leider nicht nur beim Staatsfunk ein Fremdwort, sondern fehlt auch - was viel weitreichender ist - im aktuellen, grün gefärbten Regierungsprogramm. Da wird zwar an mehreren Stellen der Kampf gegen den Extremismus ausgerufen, allerdings ohne irgendwo das Wort „links“ anzuführen. Da dürfen wir uns bei einer (bekennend) linken Justizministerin schon freuen, wie dieser Kampf dann in Zukunft in der Praxis geführt wird.