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Der ORF stellt Ischgl weiter an den Pranger

Andere, So, 29.11.2020, 01:16 | Kurt Ceipek

Was sogenannte (meist selbsternannte) Qualitätsmedien von den vielgelästerten Boulevardmedien unterscheidet, ist das ehrliche Bemühen um Objektivtät ohne einseitige Übertreibungen. Einfacher, praktischer und publikumswirksamer ist es allerdings, gemeinsam mit anderen auf einen einmal ausfindig gemachten Prügelknaben hinzuhauen.

Dieser Prügelknabe ist in Sachen Corona der Tiroler Skiort Ischgl, der seit Monaten von Politikern und internationalen Medien verdächtigt wird, mehr oder weniger im Alleingang Auslöser der weltweiten Pandemie gewesen zu sein. Einen ordentlichen Sündenbock prügeln zu können erleichtert die Journalistenarbeit.

Ischgl: Studie sieht starken Virenexport“ titelte ORF.at deshalb in übelster Boulevardmanier. Nun weiß man, dass 90 Prozent der Leser bei Nachrichten,  Berichten oder Kommentaren nur den Titel und vielleicht die ersten paar Sätze lesen. Nur die ganz stark interessierten lesen den Text zu Ende.

In dem Bericht über den „Virenexporteur“ Ischgl geht es um eine Studie, die den internationalen Virenverkehr unter die Lupe nahm. Dort wurde stark relativiert, denn irgendwoher muss das verhasste Virus ja auch nach Österreich und nach Ischgl gekommen sein.

Im letzten Absatz des Artikels – zu dem wie erwähnt kaum noch jemand vordringt – finden sich die bemerkenswerten Sätze: „Fündig wurden sie (die Wissenschafter, Anm.) in genetisch gut passenden Proben aus einem Cluster aus den französischen Alpen, der etwa zwei Wochen vor den ersten Ischgler Fällen auftrat. Das Virus könnte also von dort gekommen sein ... Zudem fehlen für diesen Zeitpunkt (Februar und März 2020) Gendaten aus Italien. Darum könne man auch nichts Gesichertes zu einer sehr wahrscheinlichen Übertragungsachse von dort her sagen.“ Der zitierte Experte, Andreas Bergthaler vom Forschungszentrum für Molekulare Medizin der Akademie der Wissenschaften, stellte in dem Interview klar: „Ischgl hat es sich nicht verdient, jetzt so alleine am Pranger zu stehen.“

Das wäre die Botschaft gewesen, die ein seriöses Qualitätsmedium an die Spitze eines solchen Berichtes und auch in den Titel gestellt hätte. Aber die ORF-Schreiberlinge ziehen es vor, gemeinsam mit allen anderen üblen Medien auf den geplagten Prügelknaben hinzuhauen. Dass damit unzählige Arbeitsplätze vernichtet werden, ist den gut bezahlten Mitarbeitern der geschützten Werkstätte ORF sichtlich gleichgültig. Dabei sollte selbst wirtschaftlich völlig unbedarften Journalisten klar sein, dass mit einer mit ORF-Unterstützung mutwillig ruinierten Wirtschaft über kurz oder lang auch die Zwangsgebühren versiegen werden.