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Zeit in Bild 1

AndereORF, So, 09.01.2022, 16:21

Ins Gesicht gelogen: Der ORF türkt beim Brexit-Bericht

Wenn der Staatsfunk einen Beitrag über den Brexit macht, dann ist es ein Beitrag gegen den Brexit. Fakten wählt man einseitig aus – oder lässt sie einfach weg.

Für die Chef-Ideologen vom Küniglberg ist klar: wer sich (wie die Briten) vor der EU-Planwirtschaft drückt, muss medial vernichtet werden. Am 8. Jänner feuert die „Zeit in Bild“ wieder einmal eine Salve „Fake News“ über den Kanal.

Gleich zu Beginn des Beitrages gibt Tobias Pötzelsberger die Marschrichtung vor: „Die Wirtschaft Großbritanniens ist mit dem Brexit schwächer geworden, und nicht stärker!“, und Kollegin Nadja Bernhard setzt nach: „Ein wesentliches Versprechen der Brexit-Befürworter scheint gebrochen zu sein.“

Die Wahrheit: Rekordwachstum seit 1980

Zwei Klicks am iPad schaffen Klarheit. Großbritannien wird 2021 mit ca. 6,9% das stärkste reale Wirtschaftswachstum seit 40 Jahren erzielen! Damit liegt England im „Jahr Eins nach dem Brexit“ (nur von Irland geschlagen) vor allen EU-Ländern.
Zum Vergleich: Österreich +4,1%, Deutschland +2,9%.
Deutschland – nicht einmal halb so viel Wachstum wie England?
Der ORF hat uns offensichtlich wieder einmal einen Bären aufgebunden!
Passender wäre ein Bericht über die Wachstumsschwäche des rotgrünen Deutschland gewesen. Geht aber nicht: erstens sind die links – und zweitens in der EU.

ORF verschweigt Corona, und aktuelle Handelszahlen

Entgegen der ORF-Propaganda „versinkt das Inselreich 2021 nicht im Chaos“ – sondern erhebt sich wie Phönix aus der Asche. Corona hatte die Briten extrem hart getroffen – was der ORF selbstredend verschweigt. In der ZiB soll der sinkende Handel zwischen der EU und dem Königreich jetzt die Nachteile des Brexits für die Briten beweisen.

Was aber soll schlecht für die Briten sein, wenn die Importe (im Oktober 2021) sinken (-0,4 Mrd. Pfund), während die britischen Exporte steigen (+0,5 Mrd. Pfund)?

Brexit: EU-Bürger stürmen Großbritannien

Der aufmerksame ZiB-Seher weiß um die freizügige Interpretation des Wahrheitsbegriffes im ORF. Wenn im Brexit-Beitrag also eine britische Expertin beklagt, dass sich „zehntausende Europäer“ verzweifelt um Aufenthaltsgenehmigungen in Großbritannien bemühen, dann fragt sich der routinierte ZiB-Seher halt: „Wenn es in Großbritannien angeblich so schlecht ist - warum wollen die dann alle dorthin? Und vor allem: warum wollen die weg aus der EU?“

Brexit: Fast Vollbeschäftigung – Junge profitieren am meisten
Wie gesagt, ohne iPad auf dem Schoß – keine „Zeit im Bild“. Während ORF-Korrespondentin Sophie Roupetz zwei nörgelnde Brexit-Skeptiker interviewt, habe ich schon die „Employment and Labour Market“-Daten auf dem Screen.
• Mit dem Brexit ist die Arbeitslosigkeit in Großbritannien kontinuierlich gesunken – weit unter den EU-Durchschnitt.
• Die Beschäftigung hingegen ist 2021 extrem stark angestiegen. Bei jungen Leuten (16-24) liegt sie jetzt sogar schon über dem Vor-Corona-Niveau!
• Rekordhaft auch die Anzahl offener Stelle: 1,219 Millionen ! Krise sieht anders aus.
• Alleine von Februar bis November 2021 ist die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse um 424.000 Personen angestiegen .
• In 13 von 18 Wirtschaftsbranchen erreicht die Beschäftigung Ende 2021 sogar historische Rekordstände !
• Und die gute Nachricht für Privatangestellte: ihre Gehälter sind um unglaubliche 5,4% angestiegen (August-Dezember 2021)!

Löhne steigen um bis zu 17 %
71.000 Euro Jahresgehalt für einen Lkw-Fahrer? Die Bärenstärke der britischen Wirtschaft hat extrem positive Konsequenzen für britische Löhne – was der ORF verschweigt (fast möchte man sagen: klarerweise).
Tatsächlich gab und gibt es fallweise leere Regale in Supermärkten. Aber nur weil das Angebots-Hühnchen heute aus ist, verhungert noch niemand.
Dafür sind die Löhne für LKW-Fahrer hochgeschnellt und auch jene für Bauarbeiter, für Metzger und für Köche und Kellner. Überall sitzen (britische) Arbeitnehmer jetzt am längeren Ast.
Erstmals verhallen die Rufe der Wirtschaft nach billigen Import-Arbeitern ungehört. Und so sind die Bosse gezwungen, ihren Arbeitern ordentlich eines draufzulegen. Alleine Aldi hat die Stundenlöhne für Lkw-Fahrer um 17 % auf 18 Euro erhöht, und wird sie weiter anheben. Andere Firmen zahlen ihren Beschäftigten gleich ein Viertel mehr aus – nur um sie zu halten .

ORF – wie Matrix? Oder wie Russland?
Durch Lügen, Täuschen und Weglassen erzeugt der ORF bewusst ein verdrehtes Bild vom Brexit – so einseitig, wie Putins Presse den russischen Einmarsch in die Ukraine darstellt.
Wer den ORF durchschaut, versteht, wie Diktaturen Menschen vereinnahmen; ihnen (wie im Film „Matrix“) eine konstruierte Welt vorspiegeln, die es nicht gibt.

Der ORF ist nicht reformierbar

Der ORF ist der ORF – und er wird sich nicht mehr ändern! Darum muss der Staat ihn verändern, ihn demokratisieren – je eher und radikaler, desto besser.
Neben einem gesetzlichen „Lüge-Verbot“ muss es scharfe personelle Einschnitte geben, von unten bis an die Spitze.
Am besten wäre ein neues ORF-Volksbegehren!

Lüge stoppen – ORF demokratisieren!

Michael Hörl
Wirtschaftspublizist aus Salzburg.
Aktuelles Buch: „Die Armutsindustrie – wie mit falschen Zahlen Politik gemacht wird“.
info@michaelhoerl.at