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Pressestunde – Alma Zadic hüllt sich in Weihrauch

AndereORF2, Mo, 17.04.2023, 01:38 | Kurt Ceipek

Dass die Pressestunde vom jeweiligen Gast gerne dazu missbraucht wird, sich selbst und seine Leistungen für das österreichische Volk in dichten sonntäglichen Weihrauch zu hüllen, liegt auf der Hand. Aber wahrscheinlich noch nie ist das einem Gast so vortrefflich gelungen, wie Justizministerin Alma Zadic in der jüngsten Pressestunde.

Dass die langjährige enge Vertraute des Ex-Grünen Ober-Querulanten Peter Pilz sich in einem so peinlichen Ausmaß mit Eigenlob überschütten konnte, und dafür von ihren Gesprächspartnern die dafür passenden Fragen serviert bekam, verdankte sie der ORF'schen Personalauswahl. Ausgerechnet die sich gerne als Journalistin tarnende Aktivistin vom linken Kampfblatt „Falter“, Barbara Toth, wurde Frau Zadic als Fragestellerin zur Verfügung gestellt. Linksextreme unter sich.

Da hatte die junge Ministerin mehr als 50 Minuten lang Zeit, dem staunenden ORF-Publikum zu erklären, wie erfolgreich sie die heimische Justiz auf Vordermann und in Schwung gebracht habe. Ihre besondere Unterstützung genieße die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft WKStA, weil die besonders komplizierte Fälle zu bearbeiten habe.

Sie habe als Justizministerin schon Großartiges geleistet und dort wo ihr das noch nicht gelungen sei, werde sie von ihrem Koalitionspartner ÖVP daran gehindert, ihre großartigen Pläne umzusetzen. Dass manche Verfahren mehr als ein Jahrzehnt dauern sei nicht ihre Schuld als Justizministerin, sondern die ÖVP habe zu wenig Justizpersonal zur Verfügung gestellt. Sie habe deshalb das Personal in ihrem Ressort um rund 500 Mitarbeiter aufgestockt.

Dass Alma Zadic trotz erheblicher Meinungsverschiedenheiten mit dem Koalitionspartner lieber keine vorzeitigen Neuwahlen möchten war dennoch nur für wenige Zuhörer überraschend. Schon eher erstaunlich war Zadic' Begründung dafür. Es sei zwar wegen der ÖVP-Widerstände nicht viel weitergebracht worden, aber es seien dank ihrer Hartnäckigkeit auch viele schwierige Entschlüsse umgesetzt worden.

Als erfahrener ORF-Konsument und -Gebührenzahler weiß man, dass die Interviewer zweifellos eine Frage zum Thema Plagiatsverdacht bei der Dissertation eingestreut hätten, wenn ihnen eine Gesprächspartnerin von ÖVP oder FPÖ gegenübergesessen wäre. Bei Frau Zadic war eine solche Frage nicht zu hören. War auch nicht zu erwarten.