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Mittagsjournal – Andreas Babler „im Journal zu Gast“

Andereö1, Sa, 12.08.2023, 19:30 | Kurt Ceipek

Selbst oberflächlichen ORF-Hörern und -Sehern entgeht derzeit nicht, wie sehr der ORF Festwochen für den neuen SPÖ-Chef Andreas Babler inszeniert. Die Führungsrolle nimmt dabei Ö1 ein. Da darf ein ausführlicher Auftritt im samstägigen „Journal zu Gast“ nicht fehlen.

Dass manche Interviewer im ORF das Stellen scharfer Fragen beherrschen, wird auch dort häufig bewiesen. Es geht aber auch völlig zahnlos, wie ORF-Mann Klaus Webhofer vorführte. Er beschränkte sich darauf, den Stichwortgeber zu spielen, um Babler nicht mit unangenehmen Fragen weh zu tun.

Jeder ernst zu nehmende Journalist dieses Landes müsste in dem Augenblick, in dem Babler den Begriff „sozialdemokratisch“ in den Mund nimmt (und das tut er sehr oft) ihn über seine marxistisch-kommunistische Vergangenheit und Gesinnung löchern. Selbst in den linken Parteien sind viele der Meinung, man müsse hier klare Grenzen zwischen marxistisch und sozialdemokratisch ziehen.

Solche Probleme werden dem wenig erfahrenen und mäßig erfolgreichen neuen SP-Chef sicherheitshalber erspart. Bei Webhofer darf Babler seine immer wiederkehrenden alten Forderungen stellen: Mehr Geld für alle, mehr Geld für Pensionisten, Abschaffung der Kinderarmut, 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich, einfach mehr von allem für alle potentiellen SPÖ-Wähler. Die Frage, woher das Geld dafür kommen soll stellt sich für Babler nicht und Webhofer will es auch nicht wissen. Und Babler darf erzählen, er habe ohnehin ein entspanntes Verhältnis zu Landeshauptmann Doskozil und dem Burgenland.

In einem mehr als 15 Minuten dauernden Gespräch kommt von Babler keine einzige neue Idee und kein überraschender oder gar überzeugender Vorschlag. Vielleicht überraschend für manche Zuhörer dürfte gewesen sein, dass „an der Demokratisierung des SPÖ-Statuts“ gearbeitet werde. Was war da bisher?

Nicht nur Babler und die SPÖ bekamen in dem Mittagsjournal breiten Raum, sondern auch die ÖVP. Dazu wurde unmittelbar nach dem Babler-Auftritt ohne ersichtlichen Grund die alte sogenannte „Vorarlberger Inseratenaffäre“ aufgewärmt, zu deren Ziel sich damals der ORF gemeinsam mit anderen Medien und Oppositionsparteien und mit Hilfe von anonym gebliebenen Vorwürfen gesetzt hatten, Landeshauptmann Markus Wallner zu stürzen. Der wurde bekanntlich schon vor Monaten vom Vorwurf freigesprochen. Weil – wie der berüchtigte ORF-Redakteur Stefan Kappacher im Mittagsjournal bedauerte – die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwalt WKStA „den Verdacht gegen Wallner nicht erhärten“ konnte.

Womit auch die ÖVP in dem Mittagsjournal mit den Babler-Festspielen mit einem ausführlichen Beitrag ordentlich bedient worden ist.