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Andreas Unterberger (ORF2 Mo, 05.09.2016, 21:05)
Sommergespräche

Es ist wirklich wert, sich zum Vergleich noch einmal die früheren "Sommergespräche", vor allem mit FPÖ und ÖVP, in Erinnerung zu rufen. Erst dann wird der dramatische Unterschied klar: Der SPÖ-Vorsitzende wurde extrem devot behandelt, mehrfach mit "Herr Bundeskanzler", angesprochen, und praktisch nie unterbrochen. Ganz anders als die beiden Rechtsparteien, bei denen die Moderatorin offenbar im Auftrag ihrer Obergenossen ständig mit "Aber, Herr..." unterbrochen hat.

Nicht einmal die peinlichen Widersprüchlichkeiten wurden von der subaltern agierenden Interviewerin angesprochen, etwa als Christian Kern einmal die "Überregulierung" der Wirtschaft beklagte, dann aber zehn Minuten später die "Deregulierung" durch Ceta kritisierte. Kern kommt auch unwidersprochen mit der noch groteskeren Behauptung durch, dass die Migrationswelle Folge des "Exports subventionierter Agrarprodukte und der Überfischung" sei.

Und wenn die Dame zart nach Kritik klingende Fragen stellte, kam der Hauch von Kritik etwa in der Migrationsfrage immer nur von ganz links. Und selbst im Interview mit Kern wird alles, was die ÖVP tut, als "Wahlkampf" denunziert. Dem interviewten SPÖ-Chef wird das hingegen nie unterstellt.

Wie ein SPÖ-Spin-Doctor wiederholt sie sogar noch brav die Luftblasen des SPÖ-Chefs. "Also das Ziel bleibt somit Vollbeschäftigung."

Damit wurde das Ganze zu einer absolut einmaligen Propaganda-Show Kerns ohne irgendeine inhaltliche Festlegung. Dafür hätte Kern wahrscheinlich in jedem internationalen Privatsender teure Werbezeiten buchen müssen. Im ORF hingegen müssen wir dafür Sendegebühren zahlen.

Umso krasser der Kontrast, als Minuten nachher in der ZiB2 der neue ÖVP-Generalsekretär in die Mangel genommen und mehrfach unterbrochen wurde.

PS.: Fast noch unglaublicher, dass auch bei Kern die immer gleichen beiden sozialistischen Journalisten und sonst niemand ihren linken Senf dazu abgeben durfte.