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Andreas Unterberger (ORF2 Mo, 05.02.2018, 22:00)
ZIB 2

Im ZiB-2"-Studio mussten sie wohl noch Stunden nachher den Schaum wegwischen, den der Moderator bei diesem Interview mit der Staatssekretärin Edtstadler vor dem Mund hatte. Dieses war der absolute Tiefpunkt von vielen schon sehr, sehr tiefen Armin-Wolf-Interviews.

Er hat die Staatssekretärin so oft unterbrochen, mit so höhnisch-verächtlichem Ton von oben herab behandelt, das man das nur noch als glatten Sexismus einordnen kann. So schlecht hat sich Wolf nämlich seit Jahren bei Männern nicht zu benehmen gewagt, wobei er ja auch bei diesen keinen Hehl aus seinem Hass auf alles macht, was Blau oder Schwarz ist.

Dabei war der Wolf-Ausbruch in der Sache nur noch lächerlich: Die Entscheidung, dass eine langjährige Strafrechtlerin aus dem Innenministerium eine Strafrechtsnovelle vorbereiten wird und nicht der Justizminister, der noch nie mit Strafrecht zu tun hatte, ist schlicht logisch. Und es ist durchaus positiv zu sehen, dass in der Regierung endlich nicht mehr das bisherige Schrebergartendenken herrscht, dass man zumindest in diesem Fall nachgedacht hat, wer was am besten kann. Das alles ist jedenfalls keinerlei Anlass für Wolfs Skandal-Getue.

Ebenso lächerlich ist das ständige "alle Experten sagen" des ORF. Denn "Experten" sind für ihn ja immer nur Linke. Was in diesem Fall besonders skurril ist: Ist dem Moderator doch eine eindeutige Strafrechts-Expertin gegenübergesessen, die als Richterin mehr Sexual-Delikte verhandelt hat als alle Uni-Menschen zusammen, die der ORF aufgeboten hat.

Im übrigen: Selbst wenn neben dem ORF alle "Kriminalsoziologen" des Landes (was auch immer die tun) gegen den Vorschlag strengerer Bestrafung von Sexualdelikten sind: Die Gesetze macht in einer Demokratie noch immer die gewählte Volksvertretung.

Noch lächerlicher ist, wenn jetzt jede Aktion der Regierung vom ORF als Ablenkung von der Liederbuch-Affäre angesehen wird. Dabei ist haargenau jene Strafrechtsänderung, welche die Staatssekretärin jetzt in ihrer Arbeitsgruppe erarbeiten soll, schon im Regierungsprogramm vor Weihnachten festgehalten worden. Frelich: Verschwörungstheorien haben sich ja noch nie um Fakten gekümmert.

Dort hingegen, wo es einen echten Skandal gibt, ist der ORF-Bericht völlig zahnlos: Das sind die neuerlichen Exzesse der Anhänger des Fußballklubs Rapid. Sie bewerfen Spieler anderer Vereine mit harten Gegenständen und hüllen den Platz mit Pyrotechnik so in Rauch ein, dass es zeitweise kaum etwas zu sehen gibt. International würde ein solcher Verein die nächsten Male vor komplett leerem Stadion spielen müssen oder überhaupt ausgeschlossen werden.

Aber im ORF dürfen sich die Exponenten des knieweichen Verhaltens von Rapid, Fußballbund und Wiener Polizei gegenüber diesen Hooligans voller Selbstmitleid ergehen. Man sieht: Bei einem Klub, der so viel SPÖ-Prominenz im Vorstand hat, und der von Rathaus-Geldern gesponsert wird, bei dem wird mit Samthandschuhen vorgegangen.