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Radiokolleg

oe1Andere, Fr, 16.12.2016, 00:55 | Kurt Ceipek

Die Hörfunkreihe „Radiokolleg“, die in Ö1 an Wochentagen von neun bis zehn Uhr früh ausgestrahlt und nach 22 Uhr wiederholt wird, ist eine ganz besondere Spielwiese der am äußerst linken Rand des politischen Spektrums arbeitenden ORF-Mitarbeiter. Bei manchen Sendungen wird den wenigen Zuhörern bis zum Ende nicht klar, wozu das Geschwafel und Geschwurbel dienen soll. Häufig wohl nur dazu, die knappe Stunde Sendezeit zu füllen.

Dagegen klang das Thema von Montag bis Donnerstag dieser Woche vielversprechend: „Populismus. Vereinfachen. Verführen. Verhetzen.“, lautete der Titel der viermal eine Viertel Stunde dauernden Sendung. Angesichts des inflationären Gebrauchs des Begriffs „Populismus“ würde sich mancher Bildungshungrige gerne ein sachliches und neutrales Bild davon machen, was wirklich dahinter steckt.

Dafür hätte Sendungsgestalterin Tanja Malle ausreichend Zeit gehabt. Aber die Intention dürfte eine andere gewesen sein.

Von Beginn an kamen nahezu ausschließlich linke Gesprächspartner zu Wort. Bei Leuten wie Anton Pelinka, dem Historiker Oliver Rathkolb oder Paul Schulmeister weiß man als ORF-Kenner, woran man ist und was man zu erwarten hat. Logische Folge davon: Es wurde fast nur über den verhassten Rechtspopulismus geredet.

Österreich ist gespalten. Auf der einen Seite stehen in jeder Hinsicht (auch geistig) minderbemittelte Wähler, die sich von den Versprechungen der bösen rechtspopulistischen Politiker verführen lassen. Diese Menschen sind weit überwiegend männlich, über 50 Jahre alt und tragen fallweise Trachtenanzug oder Lederhose. Auf der anderen Seite stehen gut ausgebildete, intelligente, optimistische, weltoffene junge Linke, die den Populismus bekämpfen.

Dass sie bei diesem Kampf oft nicht zimperlich sind, wurde nicht erwähnt.

Auch nach mehrmaligem Hören der Populismussendungen weiß man nicht mehr über dieses Phänomen, ist aber zwangsläufig zur Erkenntnis gelangt, dass es in zivilisierten Teilen der Welt fast nur dumpfen Rechtspopulismus gibt. Linkspopulismus gibt es vielleicht auch, aber nur irgendwo in unbedeutenden Ländern Südamerikas wie beispielsweise in Venezuela. Aber die Menschen dort mussten sich einfach gegen die bösen ausbeuterischen Konzerne und die US-amerikanischen Imperialisten wehren.

In Europa – so die düstere Prophezeiung – werden die Rechtspopulisten trotz Widerstands des guten und wohlmeinenden Teils der Bevölkerung die Macht übernehmen.

Aber ob sich diesen Meinungsmüll irgend jemand (mit Ausnahme des Autors dieser Zeilen) tatsächlich von Anfang bis Ende angehört hat, darf bezweifelt werden.

Link: http://oe1.orf.at/player/20161214/456981