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Werner Reichel (International: Di, 03.06.2014, 13:11)
Die BBC-Missbrauchsaffäre und die Heime der Stadt Wien

Es ist ein Skandal von unglaublichem Ausmaß. BBC-Moderator Jimmy Savile soll laut Ermittlern der schlimmste Kinderschänder Großbritanniens aller Zeiten gewesen sein. Der TV- und Radiostar dürfte rund 500 Kinder und Jugendliche missbraucht haben. Darunter auch ein zweijähriges Mädchen und ein im Sterben liegendes Kind. In die Missbrauchsaffäre sind auch zahlreiche weitere BBC-Größen verwickelt, darunter der Entertainer Rolf Harris oder der Musiker Gary Glitter. Sie sollen ihre Taten zum Teil auf BBC-Gelände begangen haben. 

Erst  drei Jahre nach Saviles Tod wird das ganze Ausmaß seiner Verbrechen bekannt. Gerüchte und Medienberichte über seine perversen Umtriebe gab es im Laufe seines langen Lebens immer wieder. Sie alle verliefen im Sand. Unter anderem auch deshalb, weil es die BBC nie so genau wissen wollte. Die Senderchefs  hatten sogar einen kritischen Nachruf  auf ihren ehemaligen Star in einem BBC-Nachrichtenmagazin  erfolgreich verhindert.

Nach einem Bericht des Privatsenders ITV im Jahr 2012 stieg die Zahl der Zeugen und mutmaßlichen Opfer dramatisch an. Wie sich die BBC, die Mutter aller öffentlich-rechtliche Sender,  in dieser Causa verhalten hat, ist ein Schande.

Zumindest jetzt, rund drei Jahre nach Saviles Tod, arbeitet die BBC das Thema auf. Gestern Abend ist im TV eine Doku über die Verbrechen des „Top of the Pops“-Moderators ausgestrahlt worden.

Zu den jüngeren Erkenntnissen gehört auch, dass Savile seine Popularität und seine Kontakte in höchste Kreise ausgenutzt hat, um in einer streng gesicherten psychiatrischen Kinderheilanstalt an seine Opfer heranzukommen. Tatort Kinderheim.

Das weckt Assoziationen mit den Heimen der Stadt Wien. Auch am Wilhelminenberg haben sich Perverse  Zugang verschafft, um sich an Kindern zu vergehen. Jahrzehntlang. Und das war den verantwortlichen SPÖ-Politikern bekannt. Geschehen ist nichts! Bis heute ist niemand zur Verantwortung gezogen worden. Wie viel unsägliches Leid hätte in beiden Fällen verhindert werden können?  

Als der Skandal am Wilhelminenberg in jüngster Vergangenheit wieder Thema geworden ist, hat der ORF äußerst zurückhaltend berichtet. Gerade das  Notwendigste. Nur nicht zu viele Wellen schlagen. Ganz im Gegensatz zu den Missbrauchsvorfällen im Umfeld der Kirche.

Hier wurde eindeutig mit zweierlei Maß gemessen. Missbrauchsopfer ist nicht gleich Missbrauchsopfer. Es kommt offenbar auf die Weltanschauung der Täter und der Verantwortlichen an. Widerlich.

Der  ORF setzt eben Prioritäten. Klimaschutz, Wasser oder Gendermainstreaming stehen ganz oben auf der Liste, minderjährige Missbrauchsopfer aus Heimen des roten  Wiens ziemlich weit unten.