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Claus Reitan (Öffentlich-rechtlich: Sa, 14.06.2014, 17:20)
Revanchefoul des ORF

Dieses ZiB2-Interview von Dr. Armin Wolf (ORF) mit Dr. Michael Spindelegger (Finanzminister) hat Folgen. Mehr, als bisher erkannt wurde. Was war geschehen? Am Mittwoch beschloss der Ministerrat ein Sondergesetz zur Abwicklung der notverstaatlichten Hypo Alpe Adria. Abends befragte Wolf dazu Spindelegger mit Verweis auf Behauptungen einer rechtlich und sachlich fragwürdigen Vorgangsweise durch die Regierung. Des Finanzministers Darstellung, die Mündelsicherheit der entsprechenden Anleihen sei gewährleistet, beurteilte der ORF-Faktenchecker in der ZiB2 am Donnerstag aufgrund seiner Recherchen als „eher nicht richtig“. Das sitzt. Und was bleibt?

  • Spindelegger hat dank Sachkenntnis, Gelassenheit und Darstellungsvermögen mit diesem ZiB2-Auftritt an Statur gewonnen.

  • Der ORF hat sich in der Sache zur Partei gemacht. Die ZiB2-Moderatorin sprach nämlich am Donnerstag von einem „heftigen Schlagabtausch meines Kollegen“ mit dem Finanzminister. Eine entlarvende Wortwahl: Es war kein Interview, kein Nachfragen, kein Erkundigen, kein Überprüfen – nein, ein „Schlagabtausch“. Das pickt: Solange diese ZiB2 für ORF steht, ist der ORF gegen das Hypo-Sondergesetz. Und wer zur ZiB2 kommt, könnte in einen Schlagabtausch geraten.

  • Mit dem ORF-Faktenchecker nutzten die Kollegen die Möglichkeit, die Sache nochmals zu beleuchten, um dann die Position des Gastes im Studio in puncto Mündelsicherheit als „eher nicht richtig“ zu beurteilen. Hier hat jemand einen technischen Vorteil genutzt, um in der Sache das letzte Wort zu haben. So, wie das rüberkommt, ist das ist nicht fair gespielt.

Die Folgen sind klar: Wer zur ZiB2 kommt, muss damit rechnen, nach vorausgehendem Schlagabtausch am nächsten Tag korrigiert und beurteilt zu werden – ohne zu Wort zu kommen. Das sind samt und sonders Anmaßungen, die den ORF-Kollegen auch dann nicht zustehen, wenn man sie als Revanchefoul für die Gängelungsversuche der Politik durchgehen liesse, wofür ich aus grundsätzlichen Erwägungen nicht bin.