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Werner Reichel (International: Di, 15.03.2016, 21:51)
Hilfe, sie sind irgendwie sympathisch!

In Schnellroda, einem kleinen Ort in Sachsen-Anhalt, betreibt Götz Kubitschek den Verlag Antaios. Kubitschek ist zudem Chefredakteur der Zeitschrift „Sezession“. Er gilt als einer der führenden Köpfe der „neuen Rechten“.  Das hat sich mittlerweile bis zum deutschen Staatsfunk durchgesprochen. 3Sat hat Kubitschek und seine Frau Ellen Kositza in Schnellroda besucht und einen Beitrag für die Sendung Kulturzeit gestaltet. Die kurze Reportage ist, zumindest für Rotfunkverhältnisse, relativ unaufgeregt, neutral, aber auch etwas langweilig und wenig aussagekräftig. Viel spannender und aufschlussreicher als der Beitrag selbst ist die Reaktion der Kulturzeit-Moderatorin. Sie ist sichtlich erschüttert von den, wie sie sagt, „schlimmen Bildern“. Was die gebührenfinanzierte Dame offenbar besonders verstört, dass Kubitschek und sein Umfeld auch „Alternative“ oder „Linke“ sein könnten.  Ja, noch schlimmer: „Frauen die rauchen, die selbstbewusst sind“.  Unglaublich, was man in Ostdeutschland unter Rechten so alles entdeckt.

Gegen die Recherchen der 3Sat-Redakteure in Schnellroda waren selbst die Forschungsreisen der frühen britischen Ethnographen und Anthropologen harmlose Spaziergänge und weit weniger ergiebig. Rechte, selbstbewusste Frauen, die rauchen: sensationell. Das ist mindestens genauso spektakulär wie die im 19. Jahrhundert erforschten Initiationsriten der Melanesier. Was für ein Bild hat die geistig äußerst biedere 3Sat-Frau von Menschen, die sich außerhalb ihres eigenen ideologischen Schrebergartens bewegen, die nicht genauso denken und handeln wie sie und ihre politisch-korrekten Freunde, die sich nicht mit vorgestanzten Meinungen und vorgegebenen Lösungsansätzen abspeisen lassen? Die Wortspenden und Einlassungen der Moderatorin werfen ein grelles Schlaglicht auf die Vorurteile, die dieses Milieu von Menschen mit nichtlinker Gesinnung hat.

Was hat die 3Sat-Dame so erschüttert, was hat sie erwartet? Eine Frau in traditioneller Tracht mit blonden Zöpfen, die in der Bauernstube bei dröhnender Marschmusik für Klein-Adolf und Gerhild Sauerkraut zubereitet, während ihr stotternder und besoffener Mann mit seinen Kameraden gerade unterwegs ist, um Asylanten zu verprügeln? Klingt überzeichnet, dürfte aber nicht so weit von dem Bild entfernt sein, das die 3Sat Dame von „den Rechten“ hat.  Stattdessen: selbstbewusste Frauen und Patchworkfamilien. Sie sehen sogar sympathisch aus. Ja, sind sie uns Gutmenschen sogar irgendwie ähnlich, wie gruselig. Angesichts von so viel Perfidie fragt die Moderatorin den zugeschalteten Soziologen: „Redet man mit solchen (!) Leuten?“  Was sie mit solchen Leuten lieber als reden machen würde, vertraut sie den Zusehern nicht an. Man kann es sich aber lebhaft vorstellen.

Es geht hier wohlgemerkt nicht um irgendwelche Extremisten oder Radikale, sondern um konservative, rechte Denker und Intellektuelle. Menschen, die den schmalen Meinungskorridor der politischen Korrektheit verlassen haben und nach neuen Denk- und Lösungsansätzen abseits der neosozialistischen Dogmen und Vorschriften suchen. Wer ist hier eigentlich gefährlich?