ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Rubriken

Archiv

Kurt Ceipek (Öffentlich-rechtlich: Sa, 22.07.2017, 02:45)
Wie so ein Mittagsjournal entstanden sein könnte

ORF-Watch hat mit Hilfe der NSA und des russischen Geheimdienstes sowie mit Hilfe eigener Wanzen die Redaktionssitzung für das freitägliche Mittagsjournal von Ö1 in der Wiener Argentinierstraße belauscht. In ORF-Watch werden geheime Auszüge aus den Gesprächen enthüllt.

 

Der Chef: Liebe KollegInnen und GenossInnen, was haben wir für heute an Themen.

A Erdbeben in Griechenland und die Streiterei zwischen den Deutschen und dem Erdogan.

Mit dem Erdbeben müssen wir anfangen. Die Diskussion zwischen Deutschen und Türken wird langsam fad, aber werden wir auch bringen müssen.

Was hamma innenpolitisch? Ich habe heute schon einen Anruf aus der Löwingerstraße gekriegt. Der Genosse Zentralsekretär sagt, wir müssen mehr tun, sonst geht die Wahl schief. Hamma da was G’scheites?

Der Kurz hat sich mit dem italienischen Außenminister getroffen und sie haben über die Forderung vom Kurz nach Schließung der Mittelmeerroute für die Flüchtlinge geredet. Sie sollen die illegalen Einwanderer nicht mehr auf das italienische Festland lassen, sondern auf den Auffanginseln behalten. Und er hat wieder mit der Sperre auf dem Brenner gedroht.

Da hat es in Italien sicher einen Riesenaufschrei gegeben. Hamma da scharfe Reaktionen? Vom Präsidenten? Ein paar italienische Minister? Vielleicht vom Berlusconi oder vom Beppo Grillo? Ein paar Promis, die auch unsere Hörer kennen?

Leider nein. Aber der Vorsitzende von der Sozialisten-Fraktion im EU-Parlament hat sofort geschimpft, dass der Kurz Konzentrationslager einrichten will.

Italienische Sozialisten im EU-Parlament? Gibt’s da überhaupt noch welche?

Viele nicht, aber das mit den Konzentrationslagern rückt den Kurz in die Nähe vom Hitler. Da freuen sie sich in der Löwingerstraße sicher. Das müssen wir bringen und aufblasen.

Habt ihr da nicht einen wichtigeren Gesprächspartner? Wer kennt den italienischen Sozi?

Na ja, der Bürgermeister von Lampedusa hat den Kurz auch scharf kommentiert. Aber dass sich der aufregt ist eh klar. Ist ja sicher nicht lustig, wenn er die Asylanten nicht mehr loswird.

Von wie vielen Italienern ist der Mann den Bürgermeister?

Ich glaub das sind ungefähr 6.000.

Na toll. Und der schafft es bis in unser Mittagsjournal.

Aber dafür hat er gesagt, der Kurz ist ein Neonazi. Oder so ähnlich.

Super, das ist auch sehr gut! Bringen wir auch ganz groß. Sonst gibt es da keine scharfen Reaktionen?

Leider nein. Aber wir könnten noch einen Sager von einem Sprecher irgend einer Fluchthelferorganisation einholen. Die sind immer für eine scharfe Formulierung zu haben.

Net scho wieder!

Aber der italienische Amtskollege vom Kurz wird doch irgend etwas geschimpft haben.

Leider nein. Nix Brauchbares.

Na gut. Was haben wir sonst noch?

Wir sollten dem Innenminister wieder einmal eine auflegen. Der ist bereit zu einem Interview.

Das gibt sicher einiges her. Wer macht das Interview?

Der Kappacher.

Sehr gut, der Stefan ist ideologisch gut geschult, der ist bissig und lässt nicht locker. Wie legt er das Interview an?

Hintergründig und bösartig. Er fragt den Sobotka, warum er die Toten im Mittelmeer zu einem Wahlkampfthema machen will und dass er Panik verbreiten will.

Da wird der Minister vermutlich Nein sagen. Und er wird sagen, dass er so gut wie möglich für Sicherheit im Land sorgen muss.

Der Kappacher wird ihn dafür mit dem Begriff Alarmismus quälen.

Und wenn sich der Sobotka gegen den Begriff Alarmismus wehrt? Wird er ja vermutlich.

Dann fragt ihn der Stefan dasselbe noch einmal.

Hoffentlich geht das gut. Bei etlichen Interviews mit ÖVPlern in letzter Zeit haben wir ja ziemlich alt ausgeschaut. Was gibt’s noch an Themen?

Für die Grünen müssen wir im heutigen Journal auch irgend etwas tun. Die sind ja momentan ganz arm dran.

Ja, die lassen wir über das geplante Sicherheitspaket schimpfen. Da lassen wir einen Experten zu Wort kommen, einen Kriminalsoziologen, der das Paket scharf verurteilen wird.

Na gut, besser irgendein sogenannter Experte als ein zahnloser Grüner.

Haben wir nichts womit wir die FPÖ hauen können?

Da haben wir heute ein Problem, weil uns ist ein Dauerbrenner abhanden gekommen. Die Staatsanwaltschaft hat schon wieder ein Verfahren gegen den Grasser eingestellt. Kein strafbarer Tatbestand.

Ein Jammer. Der KHG wird uns noch abgehen. Die Geschichten mit dem hat man immer wunderbar breittreten können.

Sonst haben wir auch nix zum Thema FPÖ? Da war doch etwas mit einem FP-Abgeordneten, der bei einer einschlägigen Veranstaltung in Deutschland irgend einen antisemitischen Nazi-Sager losgelassen hat. Was hat er gesagt?

Dass der Kelsen in Wirklichkeit Kohn geheißen hat.

Wann hat er das gesagt? Gestern?

Nein, voriges Jahr.

Na toll! Und was hat er sonst gesagt?

Eigentlich nix.

Und was ist daran antisemitisch?

Wissen wir auch nicht, aber das Dokumentationsarchiv hat gesagt, dass das eine antisemitische Anspielung ist. Der Van der Bellen wird sich auch dazu äußern und sagen dass er bestürzt ist. Und die Bures wird auch irgendwas bestürztes von sich geben.

Haben wir diesen Sager vom VdB schon da?

Nein!

Na dann lassen wir das Thema der Zeit im Bild. An die Arbeit! Die Wahlen stehen vor der Tür und wenn unsere Bewegung verliert, dann schaut es für uns im ORF wahrscheinlich auch düster aus.

Ja, die streichen womöglich die Gebührenpflicht.

Na mal doch nicht gleich den Teufel an die Wand!

 

Für alle Leser die es noch nicht bemerkt haben: Es handelt sich bei diesem Text um eine Satire, um geballte Fake-News sozusagen. Trotzdem ist es reizvoll, sich nach der Konsumation dieses Textes zumindest auszugsweise das Mittagsjournal von Freitag dem 21. Juli 2017 anzuhören.