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Niklas G. Salm (Ideologie: Mo, 30.07.2018, 22:01)
Spanien: Schuld sind die Konservativen

Eines kann man den Rotfunkern und speziell Ö1 zumindest nicht vorwerfen - mangelnde Konsequenz. Im Gegenteil, ist man wieder einmal falsch (aber dafür steil links) abgebogen, so fährt man diesen Weg dennoch konsequent weiter. Mit Vollgas und sei es auch eine Sackgasse mit Stahlbetonwand an deren Ende. Das Gaspedal bleibt durchgedrückt. Augen zu und durch.

So auch in diesem Fall. Bereits tags zuvor wurde über Spaniens Schrei nach "europäischer Solidarität" in der Frage der Schlauchboot-Touristen und innovativen Flammenwerfer-Gäste berichtet. Und zwar völlig unkritisch und wohlwollend. Ohne zu thematisieren, dass das kleine Problemchen auf der iberischen Halbinsel eigentlich erst mit dem Regierungswechsel hin zu einer linken Riege spätberufener Willkommensklatscher vor zwei Monaten seinen Lauf nahm. Ohne zu erwähnen, dass eigentlich jedem mit einem Rest von Verstand schon vor zwei Monaten klar war, dass Spanien seinen "Fachkräftemangel" binnen kürzester Zeit behoben haben würde. Ohne ein Wort darüber zu verschwenden, dass man auch medial die spanische Regierung für ihr "großes Herz" beklatscht und die Entwicklung gefördert hat.

War das gestern schon ein journalistischer Amoklauf, so besteht ja heute erst recht kein Grund, vielleicht mit Objektivität und kritischem Hinterfragen an die Sache heranzugehen. Dann lieber noch in die Fünfte schalten und so richtig wegbeschleunigen. In den heutigen Ö1-Nachrichtensendungen wurde die Schlagzahl also noch erhöht und schon frühmorgens Spaniens Schrei nach Liebe Stunde für Stunde wiederholt. Mit dem Sahnehäubchen, dass man diesmal auch noch die wahre Erklärung für die Fehlentwicklung mitlieferte. Frisch aus dem Munde des spanischen Innenministers.

Der erklärte frisch-fröhlich, dass in Wahrheit die gestürzte konservative Vorgängerregierung schuld an dem Ansturm aus Flammenwerfer- und Fäkalbomben-affinen Landstrichen sei. Ja, die Rechten haben die sich klar abzeichnenden Entwicklungen verschlafen und nicht rechtzeitig Gegenmaßnahmen ergriffen. So komme die aktuelle Linksregierung zum Handkuss wie die Jungfrau zum Kind und der Willkommensklatscher zu den wunden Handflächen.

Das bringt der ORF natürlich besonders gerne und lacht sich ins Fäustchen - haha, die Rechten sind schuld. Haben wir uns ja gleich gedacht. Wer wird so eine durchdachte Äußerung eines Linkspolitikers schon hinterfragen oder gar behaupten, da schreit jetzt einer: "Haltet den Dieb"? Nein, nein, die Rechten waren's, die haben das nicht kommen sehen. Woher hätten die braven Linken wissen sollen, dass da schon ganze Horden lauern, wenn sie die so gefährlichen Grenzzäune abbauen? Da hätte nur noch gefehlt, dass irgendwie Innenminister Kickl in die Sache verwickelt ist. Was heißt eigentlich "konzentriert" auf Spanisch?

Nach diesem Highlight wird am Nachmittag Entwarnung gegeben: die EU-Kommission hat finanzielle Hilfe für Spanien zugesagt, weil es sich ja um eine humanitäre Katastrophe handelt. An dieser Stelle hätte ein Journalist einwerfen können, ob nicht eher Sanktionen gegen Spanien angebracht wären, da doch erst kürzlich auf einem der zahllosen EU-Gipfel zum drölfzigsten Mal beschlossen wurde, den Schutz der Außengrenzen zu forcieren (jetzt aber wirklich)? Oder warum ausgerechnet immer Ungarn ins EU-Fadenkreuz gerät, das als eines der wenigen Länder seine Außengrenze wirklich schützt? Da aber soweit bekannt keine Journalisten beim ORF beschäftigt sind, fielen solche deplatzierten Fragen zum Glück flach!

Ein weiteres Glück ist, dass zwar keine Journalisten, aber dafür viele schlaue Linke beim Rotfunk agieren, die uns die Welt erklären. Jetzt wissen wir wenigstens, dass an der unvorhersehbaren Fachkräfteflut in Spanien die Konservativen schuld sind. Und dass man unsere künftigen Pensionseinzahler in der Straße von Gibraltar retten muss, damit sie nicht gleich hinter den Säulen des Herakles von der Erdscheibe fallen. Danke!

PS: Gerade noch einmal die Nachrichtensendung von 7 Uhr früh online nachgehört. Da wird wörtlich anmoderiert: "Nicht willkommen in Italien, aber willkommen in Spanien unter der sozialistischen Regierung. Doch wie lange wird Spanien seine Politik der offenen Häfen für Flüchtlinge und Migranten,  die über das Mittelmeer kommen, aufrecht erhalten können? ... Immerhin wollen laut Schätzungen 50.000 Afrikaner nach Europa." 50.000? Ja genau! Oder vielleicht auch nur 50? Oder 5? Und dann sagt Korrespondent Josef Manola: "Was der Innenminister nicht erwähnt, ist der drastische Anstieg von Migranten in diesem Sommer. [immerhin] Die Experten streiten darüber, ob die medienwirksame Aufnahme des Rettungsschiffs Aquarius damit vielleicht zusammenhängt." Der letzte Satz ist wieder köstlich - gracias...