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Kurt Ceipek (Fakten: Do, 19.07.2018, 20:56)
Wie man künstlich Skandale konstruiert

Dass der ORF manche wirklich interessante Themen unter den Tisch fallen lässt, wenn sie der Redaktionsmannschaft unangenehm erscheinen, ist ein offenes Geheimnis. Die Silvestervorfälle in Köln sind dafür ein besonders plastisches Beispiel. Damals dauerte es fast eine Woche, ehe man sich im Zwangsgebührenfunk dazu durchrang, erstmals eine Meldung zu den skandalösen Vorfällen zu bringen.

Es geht aber auch umgekehrt. Da werden Geschichten auf allen Kanälen des ORF in einem Ausmaß aufgeblasen, dass man meint, der Weltuntergang oder zumindest der Untergang des Abendlandes stünde knapp bevor. Hier ist das plakativste Beispiel die sattsam bekannte „Liederbuchaffäre“, die im Rückspiegel betrachtet ja an Lächerlichkeit kaum zu überbieten war. Ähnliches gilt auch für die seit mehr als einem Jahrzehnt andauernde Jagd auf Karlheinz Grasser, dem Journalisten und Staatsanwälte schon jahrelang hinterherhecheln - allerdings offenbar ohne brauchbare Beweise zustande zu bringen, wie das aktuelle Gerichtsverfahren auch zu zeigen scheint.

Zu den aktuell aufgeblasenen Geschichten gehört die Rücktrittsaufforderung des FPÖ-Europaabgeordneten Harald Vilimsky gegen den EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker. Die wäre journalistisch nicht viel mehr als eine Kurzmeldung wert. Der Kern der Geschichte: Der Präsident erweckt in aller Öffentlichkeit den Eindruck, als wäre er ziemlich betrunken. Ein Abgeordneter einer Oppositionsfraktion kritisiert das und fordert ihn zum Rücktritt auf. Der Präsident tritt nicht zurück mit der Begründung, er sei eh nicht betrunken sondern nur ein wenig krank gewesen. Mehr war das unter dem Strich nicht.

Dass daraus ein künstlich erregter Dauerbrenner wird, in dem sich sogar der sonst eher schweigsame Bundespräsident zu Wort meldet, ist hauptsächlich dem ORF und ihm nahestehenden Medien zuzuschreiben. Hätte man das Thema nicht künstlich aufgeblasen, hätte niemand im Inland davon Notiz genommen – im Ausland sowieso nicht.

Sollte daraus tatsächlich ein bleibender Imageschaden für Österreich erwachsen, dann muss die Frage erlaubt sein, wer den Schaden verursacht hat: Ein Politiker, der seinem Job entsprechend etwas kritisiert, was ihm missfällt, oder der ORF und dessen Weggefährten, die aus einer Nullmeldung einen Mega-Skandal zimmern?