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Werner Reichel (Formate: Do, 20.09.2018, 11:04)
ORF1: Kreative Talfahrt in die Bedeutungslosigkeit

Das war ein klassischer Fehlstart. „Gipfeltreffen – Welchen Weg wählt die EU?“ war als Vorbote der kleinen ORF1-Reform gedacht. Mit dieser Sondersendung im Vorfeld des EU-Gipfeltreffens in Salzburg wollte der ORF Wissen über die Europäische Union vermitteln. Herausgekommen ist die übliche schmierige EU-Propaganda. Da wurde einmal mehr Victor Orbán als der fiese und böse EU-Feind und Emmanuel Macron als unsere große Zukunftshoffnung präsentiert, manipulative Bildsprache inklusive.

In der unvermeidlichen Straßenbefragung sagten „die“ Ungarn, wieviel sie der EU zu verdanken hätten. Nur ein alter, unansehnlicher Prolo-Ungar durfte kurz das Thema Flüchtlinge/Massenmigration ansprechen. Wie originell, diesen ranzigen Schmäh hat der brave ORF-Zuseher schon gefühlte 2000 Mal vorgesetzt bekommen. Die immer gleichen abgelutschten journalistischen Taschenspielertricks, die mittlerweile selbst der letzte Grün-Sympathisant durchschaut haben dürfte. Das einzig Neue an der Sendung: Man versucht, den alten Mist jugendlich, unkonventionell und originell zu verpacken. Aber selbst das gelingt nicht. Warum für eine EU-Sendung ausgerechnet das Schweizer Matterhorn als Logo herhalten muss, weiß wohl nur der ORF. Es war vermutlich kein origineller Einfall, sondern ein peinliches Versehen.

Quotentechnisch war das ORF1-Gipfeltreffen eine Talfahrt: Sieben Prozent Marktanteil. Ein Desaster. Vor allem, weil die angekündigte kleine ORF1-Reform von Lisa Totzauer auf dieser Art von Info-Formaten aufbaut. Damit hat die 47-jährige ORF-Dame Erfahrung, sie hat auch die bemühten Infotainmentsendungen "Wahlfahrt“ oder "Nationalraten" ersonnen. Damit will sie ORF1 aus dem Quotentief holen.

Der Mittwoch wird künftig zum „DOK eins“-Tag. Schon der Titel ist ein Krampf, aber konsequent. Er passt zum nicht minder krampfigen Konzept, wie man es sich wohl nur in gebührenfinanzierten Rundfunkwerkstätten ausdenken kann. Zum Auftakt reist Hanno Settele im Auftrag von Kaiser Robert Heinrich I. alias Robert Palfrader durch Österreich. Der Kaiser hat Schulden und muss ein Bundesland verkaufen. Settele soll herausfinden, welches man verhökern kann. Was rauchen die am Küniglberg? Das ist kein keine originelle Sendungsidee, das ist eine Zumutung.

Ein weiteres Programmhighlight der ORF1-Minireform: Sechs österreichische Kabarettisten präsentieren ihr europäisches Lieblingsland. Um es mit Andreas Khol zu sagen: Dieselben Gfrieser verbreiten die immer gleichen Botschaften, die immer gleiche Propaganda. Wie will man mit linken Altherren-Kabarettisten junges Publikum erreichen? Neu sind nur die bemühten Formatideen, die ungefähr so cool, innovativ und jugendlich rüberkommen, wie ein 60-jähriger Harley-Fahrer mit Totenkopf-Peckerl und Bierbauch.

So rettet Frau Totzauer ORF1 nicht aus dem Quotenloch, sie schaufelt es noch tiefer. Welcher halbwegs geistig wache, junge Mensch soll sich das antun? Dieses betreute Denken, die Belehrungen und die zu jedem Infoschnipsel mitgelieferte ORF-Deutung und Meinung ist nur noch etwas für verunsicherte linke Modernisierungsverlierer. Obendrein sind diese Sendungen auch handwerklich schlecht gemacht. Im August erreichte ORF1 einen Marktanteil von 7,7 Prozent (Seher 12+). Mit dieser Reform ist einiges drin. Fünf Prozent sollten sich ausgehen. Danach noch eine große Reform und ORF1 ist mausetot und die linke ORF-Propaganda versendet sich ungesehen im Äther.

Was man am Küniglberg nicht verstehen kann und will: Man kann linke Propagandakacke verpacken und einparfümieren wie man möchte, es bleibt linke Propagandakacke. Und die interessiert immer weniger Menschen in Österreich. Manchmal sollte man auch in der gebührenfinanzierten Wohlfühlzone die politische Realität da draußen, die allgemeine Stimmungslage und die Wahlergebnisse zur Kenntnis nehmen.

Es ist schließlich kein Zufall, dass alle heimischen linken Parteien - trotz intensiver medialer Beatmung - politisch dahinsiechen. Vielleicht sollte man sich im ORF einmal ernsthafte Gedanken über die eigene inhaltliche und politische Ausrichtung machen.