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Kurt Ceipek (Öffentlich-rechtlich: So, 11.11.2018, 00:57)
Großes Lob für eine sehr gute Fernsehreportage

Was eint uns als Gesellschaft und was spaltet uns? Wenn in einem öffentlich-rechtlichen Sender eine fast eineinhalb Stunden lange Reportage mit einem solchen Satz eingeleitet wird, dann ist bei skeptischen Kennern von ARDORFZDF und ähnlichen Sendern aufmerksame Skepsis angesagt, wenn man nicht gleich abschaltet.

„Deutschland!“ lautete der Titel einer medialen Bestandsaufnahme von Star-Moderator Markus Lanz im ZDF, wie sich denn die Welt aus der Sicht der Bürger verändert hat, welche Sorgen die Menschen bewegen und vor welchen Problemen und Herausforderungen das Land heute steht.

Die Sendung beginnt wie erwartet. Ein einfacher Arbeiter im Ruhrpott sagt in die Kamera, dass er bei der letzten Bundestagswahl die vielgeschmähte AfD gewählt habe, das aber nicht mehr tun werde, weil er gleich nach der Wahl enttäuscht worden sei. „Die haben im Interview im Ersten (ARD, Anm.) nur gesagt ,Ausländer raus', aber die sind ja nicht alle gleich.“ Er arbeite als Bauhelfer mit vielen Kollegen zusammen, die seien „alle in Ordnung“.

Na klar, denkt sich der nicht ganz linke Betrachter, jetzt kommt wieder die übliche Leier.

Doch dann nimmt die Sendung eine überraschende Wendung und entpuppt sich als gar nicht einseitig, sondern bemüht sich um die für seriöse Journalisten selbstverständliche, in der Praxis aber sehr oft nicht vorhandene Objektivität. Der Mann sagt, SPD könne man als kleiner Arbeiter auch nicht mehr wählen, das sei mittlerweile nur noch eine Partei für die reichen Leute.

Ein Satz wie dieser wäre im ORF mit ziemlicher Sicherheit dem Schnitt zum Opfer gefallen.

Noch bemerkenswerter war dann ein Interview mit einem 1972 nach Deutschland eingewanderten Türken, der mittlerweile in Bochum eine kleine Auto-Werkstätte betreibt. In dieser Region hat jeder vierte Bürger Migrationshintergrund. Der in Deutschland sichtlich sehr gut integrierte Deutsch-Türke zeigt sich gegenüber dem derzeitigen Zustrom nach Deutschland skeptisch. „Ein Außenstehender, der keinen Cent Leistung nach Deutschland gebracht hat, bekommt eine Wohnung und darf Führerschein machen, das ist schwer zu erklären.“

Wieder solche Sätze, die Österreichern von einem ORF-Sender sicher nicht zugemutet würden.

Dann erzählt der Mann, dass der religiöse Fanatismus in Deutschland in den letzten zwei Jahrzehnten massiv zugenommen habe, was aufgeklärten Muslimen in Mitteleuropa ebenso Angst bereite, wie vielen anderen Bürgern Europas.

Ein weiterer Interviewpartner, ein aus dem Libanon stammender Kampfsportler meinte überzeugend, er fühle sich als stolzer Deutscher und dankbar dafür, in diesem Land aufgenommen worden zu sein, und fügte hinzu „ich ärgere mich darüber, dass es so viele gibt, die hierher kommen und sich gar nicht integrieren wollen“.

Auch viele andere Probleme werden in dieser Sendung von Markus Lanz angesprochen, wie die Bildung von Parallelgesellschaften in der islamischen Gesellschaft. Zu diesem Thema kommt die Enkelin eines türkischen Gastarbeiters zu Wort, die vor solchen Parallelgesellschaften warnt. Wenn man die Parallelgesellschaften infolge falsch verstandener Toleranz immer nur in Schutz nehme und nie fordere, dann stärke man diese Gesellschaften. „Viele Deutsche lassen sich einreden, dass sie zu wenig tun. Es wird genug getan. Durch falsche Toleranz werden diese Parallelgesellschaften noch größer.“ Die Türken in Deutschland seien mittlerweile fundamentalistischer, als jene in der Türkei, ist die junge Frau mit türkischen Wurzeln überzeugt.

Viele dieser heiklen Themen im Zusammenhang mit der Masseneinwanderung, die vom ORF und anderen linken Medien bewusst unter den Teppich gekehrt werden, spricht Markus Lanz (der stolzer Südtiroler und Italiener ist) in überraschender Offenheit an.

Die Sendung „Deutschland!“ befaßt sich aber nicht nur mit Problemen der unkontrollierten Zuwanderung, sondern nimmt auch den Rechtsextremismus ins Visier. Markus Lanz befragt den Politikwissenschafter Daniel Trepsdorf, der rechtsextremistische Entwicklungen in Mecklenburg-Vorpommern seit längerem beobachet: „Um wie viele Menschen geht es denn da?“ Dessen Antwort: „Das dürften etwa 150 bis 200 Menschen sein, je nachdem wie man zählt.“ Allerdings dürfe man angesichts der kleinen Zahl nicht entwarnen. Solche Ideen könnten sich rasch ausbreiten.

Das Resumée, das Markus Lanz aus seiner Tour durch Deutschland zog, lautete: „Deutschland ist viel stärker als wir glauben, aber auch viel verletzlicher.“ Das Fazit, das man als Zuseher und -hörer ziehen konnte: Es gibt im öffentlich-rechtlichen Fernsehen auch ehrliche, spannende und sehenswerte Produktionen. Gäbe es solche Beiträge gelegentlich auch in Österreich, dann könnte sich der ORF viel Kritik ersparen.

Auf jeden Fall eine höchst sehenswerte Sendung, die noch bis 8. Dezember 2018 in der ZDFmediathek zu bewundern ist. Das sollte man nicht versäumen. Vielleicht sollten auch ORF-Programm-Macher ihre kostbare Zeit für das Bewundern dieser Reportage opfern. Da gäbe es für sie viel zu lernen.

Der Link zur Sendung: https://www.zdf.de/gesellschaft/markus-lanz/markus-lanz---deutschland-vom-8-november-2018-100.html