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Werner Reichel (Personal: Sa, 16.03.2019, 17:47)
Haberwer?

Der SPÖ geht es nicht gut. Gar nicht gut. Da sollte man jede weitere mediale oder sonstige Aufregung strikt vermeiden. Der Patient braucht Ruhe. Das sagt auch Joy Pamela, die behandelnde Ärztin. Bitte keine weiteren Fettnäpfchen und Skandale mehr. Schließlich stehen die EU-Wahlen ins Haus. Und irgendwer muss ja auch in Zukunft die Luxusuhren und die Luxusleben der SPÖ-Granden wie Drozda oder Schieder finanzieren. Bei Siemens sind die Posten für Frühstücksdirektoren gerade knapp.

Blöd, dass vergangenen Donnerstag ein rotes Urgestein angezeigt worden ist. Es geht um Untreue und um satte 2,5 Millionen Euro Schaden. Mindestens. Im Zentrum steht Wilhelm Haberzettl, ehemaliger Eisenbahnergewerkschafter, SPÖ-Nationalratsabgeordneter, Mitglied des erweiterten SPÖ-Präsidiums und des SPÖ-Bundesparteivorstands. Mehr rot geht nicht.

Herr Haberzettl und zwei weitere Genossen sollen die Eisenbahner-Wohnbaugesellschaft, die Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft (BWSG), um „mindestens 2,5 Millionen Euro“ geschädigt haben. Laut Anzeige sollen zwei Liegenschaften in der Wiener Marxergasse und in der Treustraße zu billig verkauft worden sein.

Das berichtet heute das Profil in einer Vorabmeldung. Was macht der ORF? Weder auf orf.at noch auf wien.orf.at (Stand 16.3.2018, 17.30) ist etwas über die Anzeige und die schweren Vorwürfe zu lesen. Es geht ja nur um mindestens 2,5 Millionen Euro Schaden.

Zur Erinnerung: Die Polizeipferde des Innenministers, die Kosten von weit weniger als eine Million Euro verursachen, waren im ORF beliebtes Daueraufregerthema. Auch ein vergammeltes Liederbuch versetzte den Rotfunk und die Genossen im ganzen Land in eine Nazi-Hysterie. Ebenso ausführlich und genüsslich berichtete man vom Prozess und der Verurteilung von Peter Westenthaler. Aber bei einem SPÖ-Urgestein wie Wilhelm Haberzettl bringt man nur das absolut Notwendigste, berichtet verharmlosend, bleibt sachlich und verkneift sich – völlig unüblich – eine Wertung und Beurteilung.

Man vermittelt so den Eindruck, die Sache wär eh nicht so dramatisch. Das ist der SPÖ-Wien und dem ORF auch beim Krankenhaus Nord gut gelungen. Dort hat die SPÖ durch Unfähigkeit und Schlimmeres Hunderte Millionen Euros an Steuergeld in den Sand gesetzt. Trotzdem hat der ORF seinen Genossen die Stange gehalten und den medialen Ball flach gehalten. Hätte es nicht die Kronen Zeitung gegeben, hätte die SPÖ diesen Skandal fast völlig unbeschadet überstanden. Ja, ja der böse Boulevard. Nur auf die „Qualitäts“-Medien können sich die Linken verlassen.

Bei der Causa Haberzettl wird der ORF ähnlich vorgehen. Man braucht sich gegenseitig. Irgendwer muss ja auch die Luxusgehälter der ORF-Leute zahlen.