ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Rubriken

Archiv

Markus Mair (Ideologie: So, 19.05.2019, 16:31)
"Kurz muss weg“-Sprechchöre

Da es zeitlich zu aufwändig wäre, jede einzelne Sendung und jedes gesendete Statement im ORF vom 18. Mai inhaltlich zu kritisieren, zu hinterfragen oder zu bewerten, hier nur eine kurze Beschreibung und Überlegung zum historischen Tag.

Es war ein langer Festtag für alle roten und grünen Kanalarbeiter. Mit der Veröffentlichung von Teilen des Videos wurden ihre Festtage eingeläutet. Die Videosequenzen wurden dann  in Dauerschleife in Sondersendungen genüsslich vorgetragen. Das innerliche Grinsen und die innere Schadenfreude konnten die am Schirm Auftretenden nur schwerlich unterdrücken. Jetzt ist endlich wieder alles im Lot. Die Haltung hat gesiegt und wird wieder omnipräsente Staatsideologie.

Eine sehr negative Konsequenz dieser Fehlentscheidung von Kurz: Medial hat der ORF auf viele Jahre hinaus nichts mehr zu befürchten. Weder der sehr medienfreundliche Kanzler, noch seine Partei, noch irgendeiner seiner zukünftigen Koalitionspartner wird es auch nur im kleinsten Ansatz wagen, wieder jemals die „journalistische Qualität und Unabhängigkeit“ des ORF und anderer Medien des grün-linken Medien-Mainstreams in Österreich anzuzweifeln oder zum Thema zu machen.

Dieser eigentlich überfällig und für die politische Balance in Österreich sehr wichtige Katharsis wurde mit der falschen Entscheidung von Kurz zu Neuwahlen endgültig abgesagt.

Daher ist das ein großer, wenn nicht sogar, finaler Rückschlag für alle zu Recht dem ORF und seiner jahrelang praktizierten Unausgewogenheit kritischen gegenüber Stehenden.

orf.at berichtet dazu: „In diesem Moment brach am Samstag auf dem Ballhausplatz vor dem Bundeskanzleramt Jubel aus“, als Kurz das Ende der Koalition verkündete.
Und weiter: „Viele feierten das Ende der ÖVP-FPÖ-Koalition mit „Kurz muss weg“-Sprechchören“. Hier stehen wir nun, Herr Kurz. Danke.

Neben dem ORF-Gesetz werden auch alle anderen in Vorbereitung oder in Umsetzung befindlichen Vorhaben dieser erfolgreichen Regierung gestoppt. Keine vernünftige, ausgewogene und große Steuertarifreform mehr. Keine konsequente Begrenzung von genzenloser Einwanderung in das österreichische Sozialsystem mehr. Die Asylindustrie freut sich auf wieder steigende Umsätze und Subventionen vom Steuerzahler. Kurzum. Alles dürfte wieder in den alten starren rot-schwarzen Trott einer Regierung des Stillstandes und der gegenseitigen Blockade zurückfallen.

Kurz wird bei den nächsten Nationalratswahlen Stimmen dazugewinnen. Aber er soll nicht zu optimistisch davon ausgehen, dass es wieder 42 Prozent wie 2002 werden. Die FPÖ wird keinesfalls einstellig werden, wie vom tiefen Staat und allen grinsenden Linken erhofft. Gemäß Kaffeesud würde ich auf 35 Prozent für Kurz und 19- bis 23 Prozent für die FPÖ tippen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden es die Grünen leider wieder in den Nationalrat schaffen.

Warum glaubt Kurz dann, dass die Bildung einer vernünftigen Koalition für ihn leichter werden wird? Im Gegenteil. Die Wut und der Hass auf ihn in allen Oppositionsparteien unterstützt sogar die Wahrscheinlichkeit, dass, so es sich irgendwie rechnerisch ausgehen wird, eine Koalition ohne Kurz nach den nächsten Wahlen gezimmert werden wird. Dies wäre dann im Herbst 2019 der endgültige Beweis, dass seine Entscheidung vom 18. Mai falsch  gewesen ist.

Kurz nannte explizit als einen der Gründe für die Aufkündigung der erfolgreichen Regierungsarbeit mit der FPÖ in Straches „Einblicke ins Verständnis gegenüber der Medienlandschaft in unserem Land“. Im Kern ist es lächerlich, sich derart aufzuregen, weil Strache ein paar Journalisten beim ORF oder der Kronen-Zeitung auszutauschen andachte. Entschuldigung, aber das will doch jede Partei. Nur existieren von den anderen Parteien und Organisationen dazu keine Videos. Und dass gefühlt 80 Prozent der sogenannten „Journalisten“ und Redaktionen beim ORF ausgetauscht gehören, weil deren linke politische Schlagseite nicht mehr erträglich ist und keine Äquidistanz mehr gegeben oder gelebt wurde, das unterstreichen ich und die vielen fundierten Nachweise hier auf orf-watch.at fast täglich.

Kurz wolle für Österreich arbeiten, und zwar „ganz ohne Einzelfälle, Zwischenfälle und andere Skandale“. Wie naiv ist das denn? Mit jedem Koalitionspartner und in jeder Koalition wird es Zwischenfälle, Skandale und Einzelfälle geben.

Der Unterschied ist nur, dass jeder kleinste Einzelfall im Bereich der FPÖ zum Teil zu einem Weltereignis medial aufgebauscht wurde und regelmäßig wird, während die genauso vorhandenen Einzelfälle, Zwischenfälle und Skandale von anderen Parteien möglichst tabuisiert und medial klein gehalten werden (SPÖ-Langenzersdorf, KH-Nord, Kinderfreunde, Auszahlung von Mindestsicherung in Wien an Leute ohne Ausweis, zunehmende Probleme in Wiener Kindergärten, Schulen und Moscheen etc).

Kurz hat offenbar nach wie vor den Zusammenhang nicht verstanden, dass das Rattengedicht nur deshalb eine österreichweite und internationale Bekanntheit erreicht hat, weil der linke Medien-Mainstream das wollte und genau nach solchen Themen im Einflussbereich der FPÖ permanent sucht. Ein entsprechend investigatives politisches Medien-Gegengewicht auf der anderen politischen Seite existiert schlicht nicht. Daher poppen auch keine Skandale von Rot/Grün etc. auf bzw. verschwinden nach einem Tag medial schon wieder.

Der Rücktritt von Strache und Gudenus war jedenfalls eine ausreichende Reaktion auf dieses Video. Die im Raum stehende Forderung von Kurz, dass auch ein völlig unbeteiligter und im Übrigen erfolgreicher Innenminister deshalb zurücktreten müsse, war überzogen und zu Recht nicht akzeptabel.

Es entstanden oder entstehen durch dieses Video und die Aussagen darin keine Mehrkosten oder Steuerausfälle für den Steuerzahler. Es folgen daraus keine Hunderttausende, die aufgrund einer Türl-mit-Seitenteile-Politik der offenen Grenzen in das österreichische Sozialsystem einsickern durften. Das Video beschert uns keinen Bau mit öffentlichen Geldern, der, so wie das KH-Nord uns Steuerzahler rund 500 Millionen Euro an Mehrkosten einbrachte und wo es komischerweise keinen einzigen Rücktritt gab. Keine Person ist durch dieses Video zu Tode gekommen wie unter der falschen Zuwanderungspolitik unter Rot-Schwarz bis 2017.

Stand heute muss abschließend leider festgehalten werden, dass die Aussicht, mit kritischem Journalismus und kritischen Beiträgen über die Fehler des ORF, seine fehlende Äquidistanz und seine Hilfsfunktion für Parteien des linken Spektrums, einen realen Effekt erzielen zu können, mit dem gestrigen Tage gestorben sind. Daher macht es aus meiner Sicht bis auf weiteres keinen Sinn mehr, den ORF und seine sogenannte Berichterstattung zum Gegenstand einer kritischen Debatte zu machen, da keinerlei Hoffnung mehr bei mir besteht, dass sich beim ORF in den nächsten Monaten oder Jahren auch nur irgendetwas Substanzielles ändern wird. Das Zeitfenster der Hoffnung wurde gestern von Kurz abrupt und ohne Not geschlossen. Die ÖVP und Kurz haben die Notwendigkeit des Eingriffs beim ORF noch immer nicht erkannt und die einzige Partei, die berechtigterweise dem ORF offen kritisch gegenüber stand, ist wohl auf Jahre weg von einer Beteiligung an einer österreichischen Bundesregierung, was auch Landeshauptmann Haslauer gerade bestätigt hat.

Schon während des kommenden Wahlkampfes wird auch Kurz die bissig angriffigen ORF-Attacken am eigenen Leib verspüren. Vielleicht denkt er sich in einem lichten Moment dann, dass es überhaupt nicht notwendig gewesen wäre, sich diesen Attacken aussetzen zu müssen.

Meine berechtigt ORF-kritischen Artikel auf orf-watch.at werde ich daher bis auf weiteres einstellen. Diese Arbeit macht keinen Sinn mehr. Der ORF hat somit uneinholbar gewonnen. Leider.