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Werner Reichel (Fakten: Do, 19.09.2019, 13:56)
Warum wir Boulevardmedien mehr als den ORF brauchen

2016 wurde er zum Journalisten des Jahres gekürt. Nur eine von vielen Ehrungen, Preisen und Auszeichnungen, die Falter-Chefredakteur Florian Klenk in den letzten Jahren abgeräumt hat. Er gilt als der Investigativ-Journalist des Landes, sein Blatt, die Wiener Wochenzeitung Falter, zählt zu den wichtigsten und einflussreichsten Medien Österreichs. Obwohl der Falter am Lesermarkt nicht sonderlich erfolgreich ist. Bei den linken Meinungsmachern ist er umso beliebter. Viele Leser braucht das Blatt deshalb nicht.

Der Falter wird erstens großzügig aus dem Umfeld der Stadt Wien, der SPÖ und vom ORF mit Inseraten finanziert, zweitens sorgt der ORF mit Berichten über die sogenannten Aufdecker-Geschichten des Falters für deren Publizität. Auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk und seine Journalisten werden jedes Jahr mit diversen Journalisten- und Medienpreisen überhäuft. ORF und Falter sind die heimischen Leitmedien, sie geben die Themen und die politische Richtung vor, prägen das Selbstverständnis der heimischen Journalisten, beeinflussen die politische Landschaft Österreichs. Florian Klenk und Armin Wolf als große Vorbilder einer Branche, eines Teils der Gesellschaft.

Im Herbst 2015, als Menschen aus dem islamischen Raum über die offenen Grenzen ins Land strömten, wurden die letzten Reste des klassischen Journalismus von den Mainstreammedien zu Grabe getragen und durch linken Haltungs- bzw. Meinungsjournalismus ersetzt. Mit Angelobung der türkisblauen Regierung im Dezember 2017 verschärften dieselben Blätter und Sender ihren Ton und ihren Kampf gegen den politischen Gegner: Desinformation, Propaganda, Vermischung von Meinung und Information und andere fragwürdige Methoden gehören seither zum akzeptierten Repertoire der heimische Linksmedien.

Von Anfang an war es das Ziel dieser Journalisten, oder besser Politaktivisten, die türkisblaue Regierung zu stürzen. Im Mai 2019 hat es endlich geklappt. Der Falter war an der Veröffentlichung des Ibiza-Videos beteiligt und veröffentlicht, was diverse Behörden und dubiose Figuren heranschaffen, so ferne es der ÖVP und/oder der FPÖ schadet.

In den vergangenen Wochen waren das etwa die aufgeblasene Schredder-Affäre oder die „doppelte Buchhaltung“ der ÖVP. Diese Veröffentlichungen hatten nur einen Zweck: ÖVP und FPÖ vor der Wahl anzupatzen. Es sind nicht russische Hacker, perfide Algorithmen, rechte Troll-Armeen oder dubiose Fake-News-Kanäle, in Österreich sind es die sogenannten bzw. selbsternannten Qualitätsmedien die Wahlen massiv beeinflussen. Was uns großspurig als investigativer Journalismus verkauft wird, ist in vielen Fällen nur die Veröffentlichung von Material, das Personen oder Gruppen aus politischen bzw. finanziellen Interessen und Motiven produziert, gestohlen oder widerrechtlich weitergegeben haben.

Wenn es den linken Parteien und Kräften nutzt, macht man daraus eine Geschichte, einen Skandal, eine Affäre. Der Falter übernimmt jenen Part, der für den ORF zu heikel wäre. Ist die Geschichte im Falter abgedruckt, darf auch der öffentlich-rechtliche Linksfunk risikofrei darüber berichten. Er sorgt für die nötige Aufmerksamkeit und Verbreitung. Dafür werden diese Medien für ihren investigativen Journalismus, für ihre unermüdlichen und mutigen Einsatz für Demokratie, Rechtsstaat und Sauberkeit gefeiert.

Dass dieser Einsatz nur in eine Richtung geht, wird ignoriert. Schließlich stehen jene, die Journalistenpreise vergeben und die meisten Meinungsmacher aus Medien, Kunst, Kultur und Wissenschaft auf derselben Seite. Rote und grüne Skandale werden von diesen Investigativjournalisten nicht nur nicht aufgedeckt, sie werden selbst dann noch verharmlost und kleingeschrieben, wenn sie aus welche Gründen auch immer aufgeflogen sind. Man denke an den systematischen Missbrauch von Kindern in den Heimen der Stadt Wien, das Krankenhaus Nord oder aktuell die Causa Chorherr.

Hier die für Demokratie, Rechtsstaat, Kultur und Gesellschaft wertvollen und wichtigen Medien wie Falter und ORF, auf der anderen Seite der böse und schmierige Boulevard, die schmuddelige Seite des Journalismus. Boulevardmedien bekommen keine Preise, keine Auszeichnungen, sondern Verachtung und Rügen vom Presserat. Jeder Publizistikstudent lernt diese holzschnittartige Einteilung der Medienwelt im ersten Semester.

Nach dem Ibiza-Skandal waren es vor allem diese Medien, konkret jene des Wolfgang Fellner, also Österreich, oe24.at und sein TV-Sender, die über die Hintermänner und Hintergründe dieser mafiösen Videofalle, dieses Staatsstreichs recherchiert und berichtet haben. Die sogenannten Qualitätsmedien und der ORF interessieren sich für diese Seite des Ibiza-Falles bis heute nicht. Man will nicht wissen, wer dahintersteckt. Es könnte der falschen Seite nutzen, außerdem hofft man auf weitere dubiose Aktionen gegen FPÖ und ÖVP. Deshalb darf man jene nicht durch Recherchen und Berichterstattung verschrecken, die solche Aktionen planen, finanzieren und durchziehen.

Es war ebenfalls Oe24, das vor wenigen Tagen den grünen Skandal rund um das „System Chorherr“ publik gemacht hat. Hier geht es um riesige Summen und Beträge, nicht um die recht schlichten Phantasien eines Parteichefs auf Sommerurlaub. Während man bei FPÖ und ÖVP selbst aus dem üblichen Vernichten alter Datenträger einen Skandal zusammenschustert, werden diese schweren Vorwürfe gegen die Grünen von denselben Medien systematisch verharmlost und kleingehalten.

Österreichs selbsternannte Qualitätsmedien sind auf einem Auge komplett blind. Umgekehrt ist bei den verachteten Boulevardmedien des Herrn Fellner (derzeit) keine schwere Schlagseite in die eine oder andere politische Richtung erkennbar. Er berichtet über alle Skandale, lässt alle Seiten zu Wort kommen. Das unterscheidet ihn fundamental von Falter und Co.

Damit leisten die Fellner-Medien, bei allen berechtigten Kritikpunkten, wesentlich mehr für Demokratie, Transparenz, Gesellschaft und Rechtsstaat als unsere vielfach ausgezeichneten Qualitätsmedien. Qualität bezeichnet in diesem Zusammenhang ohnehin nur die politische Ausrichtung, die Blattlinie dieser Medien und hat nichts mit den klassischen journalistischen Qualitätskriterien zu tun. Wer sich im Klassen- und Machtkampf journalistisch engagiert und dabei besonders hervortut, darf sich offiziell zu den Guten zählen.

Während linke Medien per se als unverzichtbar für Staat, Demokratie und Gesellschaft gelten, ist das Gütesiegel des Qualitätsjournalismus für neutrale, liberale oder gar rechte Medien unerreichbar. Mehr steckt nicht hinter dieser Selbsterhöhung linker Medienmacher und -konsumenten: Wer auf Linie ist, wird geachtet, mit Preisen und sozialem Ansehen belohnt. Wer sich an die journalistischen Regeln hält, sich nicht mit einer Sache gemein macht, gilt entweder als schmieriger Boulevard oder als rechtes Paria-Blattl.

Es ist mittlerweile eine Auszeichnung, von den sogenannten Qualitätsmedien als Fake-News-Produzent, Hetzer oder was ihnen an Schmähungen und Verunglimpfungen noch so einfällt bezeichnet zu werden. Gut, dass es solche „bösen“ Medien gibt. Sie sind für Demokratie und Bürger unverzichtbar. Im Gegensatz zum linken Gebührenfunk.