ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Rubriken

Archiv

Werner Reichel (Ideologie: Sa, 19.10.2019, 18:45)
Wie ein Schleimpilz linken Rudeljournalismus entlarvt

Er ist eine mediale Sensation. Alle großen Medien, von CNN bis ORF, berichten über „Blob“, über eine gelbe Schleimpilzart.

Die Medien verkaufen ihn als ein neues Wunderding. Der ORF schreibt: „Der Organismus kann fressen und ist lernfähig – und das ganz ohne Hirn.“ Damit nicht genug: „Der ‚Blob‘ hat gleich 720 Geschlechter (…)“. Da geht jedem Genderisten das Herz auf, bei den Menschen gibt es derzeit ja nur rund 70 sogenannte Geschlechter.

Und warum sorgt der gelbe Schleim, der auf verrottetem Holz heimisch ist, in den Medien derzeit für Furore? Alles was ORF, Welt, BBC oder CNN über Blob sensationsheischend berichten, ist seit langem bekannt. Auf Wikipedia ist nachzulesen: „Die Art ist gut erforscht, da sie häufig in Laboren zu Studienzwecken eingesetzt wird.“

Was uns ORF und Co. als wissenschaftliche Sensation verkaufen wollen, stellt sich bei näherer Betrachtung als wenig spektakulär heraus. Fragt sich, warum ausgerechnet jetzt alle großen Medien über diesen Pilz berichten. Die Antwort ist simpel: Weil der Pariser Zoo offenbar eine gute Marketingabteilung hat. Der Tiergarten stellt in einem Terrarium verrottetes Holz aus, auf dem sich der gelbe Schleimpilz befindet. Das Ganze wird als etwas völlig Neuartiges und Sensationelles verkauft. Auf der Facebookseite des Zoos wird angekündigt, dass man den ganz und gar nicht seltenen Schleim von 19. Oktober bis 3. November im Zoo bestaunen kann. Wow.

Die Nachrichtenagentur Reuters: „A mysterious new organism dubbed the 'blob’ has been unveiled at a Paris zoo. It has almost 720 sexes, can move without legs or wings and heals itself in two minutes if cut in half (…)“

Dabei darf auch ein bisserl gelogen werden. Denn bei dem Schleimpilz handelt es sich um keinen „neuen Organismus“, er ist zudem seit langen bekannt und gut erforscht. Mysteriös ist er also auch nicht.

Der Schleimpilz-Hype in den Medien ist insofern interessant, weil diese einfache und unpolitische Geschichte exemplarisch zeigt, wie unsere Mainstreammedien funktionieren und arbeiten, wie Journalisten ticken. Da gelingt dem Pariser Zoo mit einem stinknormalen Schleimpilz ein PR-Coup, Nachrichtenagenturen übernehmen ohne große Recherche oder kritische Nachfrage die PR-Geschichte, die Agenturmeldungen werden wiederum von Leitmedien ohne Eigenrecherche abgeschrieben. Und weil CNN und Co. darüber berichten, folgen ihnen die Journalisten der weniger bedeutenden Medien, denn wenn die großen und anerkannten das schreiben, muss es eine wichtige Geschichte sein.

Niemand macht sich die Mühe, zu recherchieren, mit Experten zu sprechen, nachzufragen. Copy-Paste-Journalismus. Hätte man recherchiert, hätte sich ein Journalist ernsthaft für den angeblich neuen Superorganismus interessiert, hätte er rasch herausgefunden, dass es sich dabei um einen sehr gut erforschten Schleimpilz handelt, der keine Nachrichtenmeldung wert ist. Die ganze Welt berichtet darüber, dass man sich im Pariser Zoo ein Schwammerl ansehen kann. Einer schreibt blind vom anderen ab, solange der andere die selbe Weltanschauung vertritt.

In diesem Fall ist die Sache harmlos. Der ORF berichtet aber nicht nur über Schleimpilze, sondern vor allem über nationale und internationale Politik. Und nicht nur der Pariser Tiergarten hat gute PR-Leute. NGOs, Parteien, Think Tanks und Lobbys haben noch bessere.

Und da verhält es sich nicht anders. Was linke NGOs oder Lobbys verbreiten, übernehmen linke Leitmedien, erheben es zur Wahrheit. Die Mainstreammedien und Nachrichtenagenturen bestimmen nicht nur, worüber berichtet wird, sie bestimmen auch Richtung und Sichtweise. Wer diese Geschichten übernimmt, kann keinen Fehler machen, riskiert nichts, schließlich schwimmt er im Strom jener, die über die Diskurs- und Deutungshoheit verfügen, die die klassischen Medien beherrschen.

Wer es schafft, uns einen gewöhnlichen Schleimpilz als Sensation zu verkaufen, der kann auch aus Grünen Staatsmänner, aus Wirtschaftsmigranten Schutzsuchende oder aus kritischen Geistern Faschisten machen.

Gerade weil sich solche Medien als Verkünder der Wahrheit gerieren, sind Skepsis und Misstrauen angebracht, selbst bei Schleimpilzen. Übrigens: Erst vor wenigen Tagen hat sich der ORF aufgespielt, weil er Kronen Zeitung und Heute eine Fake-Geschichte über einem Skorpion auf einem Wiener Kinderspielplatz unterjubeln konnte und daraus den Schluss gezogen, dass die beiden Zeitungen unseriös und damit für unsere Demokratie gefährlich seien.