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Werner Reichel (Ideologie: Fr, 13.12.2019, 08:40)
Ein britischer Tiefschlag für den ORF

Bei Ö1 ist man hörbar angefressen. Da stellt man Boris Johnson seit Monaten als rechtspopulistischen Volldeppen dar, die Briten wählen ihn trotzdem. Da erklärt man den Hörern über Monate, dass vor allem die schlecht informierten, abgehängten, alten Briten 2016 für den Brexit gestimmt haben und viele es danach bereut hätten, die Briten stimmen mit überwältigender Mehrheit für Mr. Brexit.

Die Ö1-Redaktion versteht die Welt nicht mehr. Wie kann es sein, dass die Briten sich nicht für den antisemitischen Linksaußen Jeremy Corbyn und für den Verbleib in der klimaneutralen Uschi-EU entschieden haben?

Für solche Fälle gibt es eine linke Patenterklärung: Weil alle, die nicht links wählen, Trotteln sind. ORF-Journalistin Cornelia Vospernik im Ö1-Morgenjournal: „Wir stehen heute vor einer Situation, dass die ärmsten Wähler im deindustrialisierten Norden Englands lieber die Tories und den Brexit wählen, als die Partei, die verspricht, sich ihrer sozialen Probleme anzunehmen. Dazu muss man sagen, die Tories haben nichts in ihrem Programm, was erklären würde, wie sie den sozial Schwächsten helfen.“

Blöd, wenn die britische Arbeiterschaft und Unterschicht schlauer als eine Ö1-Erklärbärin sind. Schließlich sind freie Markwirtschaft, eine niedrige Staatsquote, unternehmer- und investitionsfreundliche Rahmenbedingungen der beste Garant dafür, dass es allen Menschen - auch den unteren Schichten - besser geht, während Sozialismus nur garantiert, dass es allen gleich schlecht geht. Und von der EU und ihrer Zukunft wollen wir hier gar nicht erst sprechen.

Mit zentimeterdicken ideologischen Bretten vor dem Kopf ist das eben schwer zu erkennen. Eine andere, bei Linken ebenfalls beliebte Erklärung, lässt man eine enttäusche Corbyn-Anhängerin ins Mikro sagen: „Die Tories haben soviel gelogen und die Medien haben alles geschrieben. Da hatten wir keine Chance.“ Ja, wir kennen alle das Problem: Gegen die übermächtigen und gleichgeschalteten konservativen und rechten Fake-News-Medien hat die unterdrückte, linke Wahrheitspresse einfach keine Chance. Sniff.

Eine junge Labour-Frau fürchtet sich nun vor dem Weltuntergang: „Es wird sehr grimmig in den kommenden Jahren“, warnt sie, vor allem für „junge Menschen, das Klima und das Gesundheitssystem“.

Weil Linke in der Regel schlechte Verlierer sind, kann sich der Journal-Moderator einen angepissten Seitenhieb auf die Tories nicht verkneifen. Zum Abschluss eines Beitrags sagt ein Tory über Johnson ins ORF-Mikro: „Der Mann weiß genau was er tut“. Und unser gebührenfinanzierter Ö1-Mann ergänzt: „Ja, ob Boris Johnson und seine Unterstützer genau wissen, was sie tun, sei einmal dahingestellt.“

Ich habe dieses Ö1-Morgenjournal genossen.