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Werner Reichel (Fakten: Fr, 10.01.2020, 10:32)
Das Hirscher-Problem des ORF

ORF1 ist schon seit längerem das Sorgenkind von Alexander Wrabetz. Der gegenüber ORF2 jünger positionierte Sender verliert seit Jahren an Reichweite. 2019 ist das einstige ORF-Flaggschiff mit 9,1 Prozent Marktanteil unsanft in der Einstelligkeit gelandet.

Die im vergangenen Jahr gestartete Senderreform von Channel-Managerin Lisa Totzauer mit neuen Formaten und Sendungen hat nicht den erhofften Aufschwung gebracht. Man hat offenbar keine brauchbaren Ideen und keinen Plan, wie man - trotz seiner großartigen finanziellen Möglichkeiten - den Sender flottbekommt, wie man das jüngere Publikum anspricht und erreicht. Ein bisschen am Programm herumzuschrauben, ist zu wenig. Mehr traut man sich aber offenbar nicht zu.

Dass ORF1 überhaupt rund neun Prozent Marktanteil erreicht, hat er vor allem den heimischen Sportlern und Sportfans zu verdanken. Die großen Events pushen die mauen Zuseherzahlen nach oben.

Das normale Tagesprogramm von ORF1 liegt in der Regel weit unter dem Schnitt. Beispiel Dienstag (7. Januar): Die Serie „Man with a plan“ um 16.07 Uhr erreicht mit 12.000 Sehern ein Prozent Marktanteil und das Wetter um 19.06 Uhr dümpelt bei zwei Prozent herum.

ORF1 braucht die großen Sportevents wie einen Bissen Brot, damit die Quotenbilanz nicht noch düsterer aussieht. Deshalb ist das Ende von Marcel Hirschers aktiver Sportlerkarriere für den ORF eine echte Katastrophe. Seit der Skistar nicht mehr die Slalomhänge hinunterrast, sind die Quoten bei den Skirennen eingebrochen, um bis zu 40 Prozent!

Beispiel Nachtslalom von Madonna di Campiglio. Den 2. Durchgang zur Primetime sahen 654.000 Österreicher. In früheren Jahren waren es meist mehr als ein Million. Auch beim Slalom von Alta Badia brachen die Quoten von über einer Million im Jahr 2018 auf 675.000 in diesem Winter ein. Das tut weh. Darauf zu hoffen, dass schon bald ein neuer heimischer Skistar die Österreicher vor die TV-Geräte holt, wird zu wenig sein. Der ORF muss sich dringend etwas einfallen lassen. Und zwar mehr als nur altbackene TV-Formate mit neuer Verpackung zu recyclen.

Selbst seine dicksten Freunde und Förderer in Politik und Regierung müssen sich bei weiter fallenden Seherzahlen die Frage gefallen lassen, welche Existenzberechtigung ein teurer, gebührenfianzierter, personalintensiver und über weite Strecken kommerziell programmierter Sender hat, wenn ihn kaum noch jemand einschaltet.

Schon wegen der CO2-Bilanz.