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Werner Reichel (Öffentlich-rechtlich: Fr, 21.02.2020, 13:00)
Opernball: Mickey-Maus-Heftln und gesunde Chinesen

Eine stimmige Eröffnung, zufriedene Gäste und kein Hauch eines Skandälchens, zieht der ORF nach dem Opernball Bilanz. Das sehen die Boulevardmedien etwas anders. Da ist von Eklat, Wirbel und Empörung die Rede. Dass der ORF das nicht erwähnt, liegt vielleicht daran, dass er für die Aufreger selbst verantwortlich ist. Eine ORF-Reporterin hat die italienische Film-Diva Ornella Muti schwer beleidigt. Sie meinte zu Richard Lugner, Muti sei nur „dritte Wahl“. Dieser brach daraufhin das Interview ab.

ORF-Moderator Christoph Wagner-Trenkwitz machte wiederum einen schlechten Witz auf Kosten der Opfer der Corona-Epidemie: „Es ist auch ein gesunder Chinese auf dem Tanzparkett“, meint er launig, als er einen asiatisch aussehenden Tänzer erblickte.

Von beiden Vorfällen habe ich nichts mitbekommen, obwohl ich mir die ORF-Opernballübertragung angetan bzw. es versucht habe. Es ist mir nicht gelungen. Ich bin immer wieder eingeschlafen. Kein Wunder, selbst die Rosenheim-Cops sind aufregender. Was ich jedoch mitbekommen habe, war eine ebenso peinliche wie langweilige Schnitzeljagd dreier ORF-Moderatoren durch die Staatsoper. Alfons Haider versuchte krampfhaft zu schauspielern und witzig zu sein. Es ist ihm nicht gelungen. Bei dieser originellen Schnitzeljagd musste Miriam Weichselbraun sich mit einem Brathuhn, Handschellen und Weintrauben fotografieren lassen. Die Moderatorin fand das auch nicht sonderlich lustig und maulte in die Kamera: „Ist das 50 Shades of Grey am Feuerwehrfest?“  Wobei Feuerwehrfeste in der Regel billiger und lustiger als ORF-Opernballübertragungen sind. Und die Dritte im Bunde glänzte mit ihrem historische Wissen. Sie erklärte den Zusehern, dass in den 1920er-Jahren Alkohol verboten gewesen sei. Stimmt, allerdings nicht in Österreich, sondern auf der anderen Seite des Atlantiks.

Christoph Wagner-Trenkwitz und sein Kompagnon Karl Hohenlohe scheiterten auch abseits von missglückten Schmähs über Chinesen bei ihren Versuchen, geistreich und witzig zu sein: „Vielleicht fahren bald CO2-neutrale E-Fiaker vor“. Das tut beinahe körperlich weh.

Und weil auch die internationale Promi-Dichte am Opernball nicht sonderlich hoch war, blieben offenbar die verbalen Fehltritte des ORF die einzigen Highlights des Abends. Nicht ganz. Bundespräsident Van der Bellen hat im Frack mit rot-weiß-roter Schärpe ein Mickey-Maus-Heftl gelesen und ein Foto davon auf Facebook posten lassen, was wiederum vom ORF und den anderen Medien begeistert kommentiert wurde. Was eigentlich alles über diesen Abend, die Medien, dieses Land und sein Oberhaupt sagt.