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Kurt Ceipek (Ideologie: Mi, 12.02.2020, 00:39)
Wolf-Interview mit Zadic und Kurz – ein Vergleich

ORF-Seher und -Hörer wissen mittlerweile, dass die Wirtschafts- und Korruptions-Staatsanwaltschaft absolut überparteilich arbeitet und keine juristisch unsauberen Aktionen gegen Menschen im Sinn hat, die möglicherweise der ÖVP oder der FPÖ nahe stehen.

Natürlich ist auch der ORF selbst völlig überparteilich. Das steht ja auch so im ORF-Gesetz.

Wie das in der Praxis aussieht, konnten ORF-Konsumenten erfahren, die am Montag und am Dienstag die Härte gegenüber sich selbst aufgebracht haben, die ZiB2 mit dem unumstrittenen Armin Wolf zu sehen und zu hören.

Da interviewte der (möglicherweise doch umstrittene) Wolf am Montag Bundeskanzler Sebastian Kurz. Am Dienstag folgte zum selben Thema – einzelnen Fehlleistungen von Staatsanwälten – ein Interview mit Justizministerin Alma Zadic.

Welch ein Unterschied. Armin der Wolf interviewte beide etwa gleich lange. Allerdings nicht gleich respektvoll, denn dass der Wolf den jungen Bundeskanzler nicht mag, war auch diesmal nicht zu übersehen.

Das lässt sich auch in Zahlen belegen. In dem Interview am Montag fiel Wolf dem Bundeskanzler 24 mal (!) ins Wort, ließ diesen also nicht seinen Gedanken fertig aussprechen.

Und wie oft hat der überparteiliche Armin Wolf die von ihm freundlich und schonend interviewte Justizministerin Alma Zadic unterbrochen? Genau drei mal, wobei in zwei Fällen eher eine Lücke zu überbrücken war. Einer der wölfischen Zwischenrufe war außerdem nicht gegen Zadic gerichtet. Als die Justizministerin sagte: „Ich übe keinen Druck auf die Justiz aus ...“ unterbrach Wolf mit dem Einwurf „der Bundeskanzler übt Druck aus“. Sollte das als Frage gemeint gewesen sein, so war das aus Wolfs Tonfall nicht zu erkennen.

Auch Respektlosigkeit ist messbar. Das grüne Regierungsmitglied Alma Zadic sprach Armin Wolf immer zuverlässig als „Frau Bundesministerin“ oder als „Frau Justizministerin“ an, wie sich das in Österreich bei wohlerzogenen Interviewern gehört. Beim Kanzler war Armin Wolf da nicht ganz so genau, denn den redete der selbstgefällige ORF-Star mehrmals als „Herr Kurz“ an.

Auch bei den Fragen waren Unterschiede unübersehbar. Beim Gespräch mit Sebastian Kurz ließ Wolf kein unangenehmes Thema aus.

Wenn ein ordentlicher Journalist die Gelegenheit bekäme, Frau Zadic zu Problemen in der Staatsanwaltschaft zu interviewen, dann würde er ohne Zweifel fragen, wie es denn sein kann, dass bei Hausdurchsuchungen in ganz frühen Morgenstunden, die natürlich absolut geheim vorbereitet werden, Journalisten samt Kamerateams parat stehen können. Oder wie manche Medien (wie das linksextreme Skandalblatt „Falter“) immer wieder gezielt ganz geheime Unterlagen über laufende Untersuchungen zugespielt bekommen, die so gut wie sicher aus der Staatsanwaltschaft kommen müssen.

Aber solche Fragen stellte Armin Wolf der armen Frau Zadic nicht. Sie war mit dem Interview aber auch so schon ziemlich überfordert.

Das passierte Sebastian Kurz nicht. Er spielte – wie schon mehrmals zuvor – Armin Wolf mit starken Argumenten an die Wand. Was Wolf dazu veranlasste, Kurz noch böser anzuschauen und noch häufiger und aggressiver zu unterbrechen.

Vielleicht braucht es noch einige solche unverfrorenen Wolf-Interviews, damit Sebastian Kurz und die ÖVP dahinterkommen, dass der ORF mindestens so reformbedürftig ist wie manche Bereich der Justiz. Die Mehrheit der Österreicher würde ihm das danken.