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Kurt Ceipek (Monopol: Di, 17.03.2020, 00:00)
Der ORF als Corona-Vorbild

Dank der ORF-Corona-Marathon-Berichterstattung weiß nun jeder Österreicher, dass man zur Vorbeugung gegen eine Infektion nicht Hände schütteln, sondern Hände waschen und Abstand voneinander halten muss, um Tröpfcheninfektion zu vermeiden. Das ist gut und richtig.

Was dem ORF nicht so gut gelingt ist es, auch als gutes Beispiel voranzugehen. Es gibt an solchen Tagen, an denen sich die Österreicher ziemlich konsequent an alle Vorschriften und Empfehlungen der Regierung halten, zu Hause und auf Distanz zueinander bleiben, unzählige ORF-Interviews.

In fast jedem dieser Gespräche stehen der Reporter oder die Reporterin dicht neben dem Interviewten, sprechen zischend und hörbar feucht in ein Mikrophon, das sie mit den gefürchteten Tröpfchen bedecken. Sofort nach einer Frage halten die ORFler das Mikro dann ihrem Gesprächspartner dicht unter die Nase. Sollte einer der beiden Corona-infiziert sein, ist Ansteckung so gut wie sicher. Das geht mehrmals hin und her.

Vielleicht wäre es recht sinnvoll und lehrreich, so ein Mikrophon immer wieder vor laufender Kamera zu desinfizieren oder noch besser, jedem der beiden Gesprächspartner ein eigenes Mikro in die Hand zu drücken. Mit gutem Beispiel vorangehen ist besser als jede noch so eindringliche Belehrung.

Ähnlich ist es mit eingespielten Bildern. Gefühlt tausend mal bekommt man zu hören, dass man Abstand halten und Gruppenbildung vermeiden sollte. Dann flimmert über den Bildschirm ein Bild, auf dem einige Nationalratsabgeordnete ganz eng ihre Köpfe zusammenstecken, offenbar um besonders Wichtiges und Geheimes zu besprechen.

Ein Musterbeispiel dafür, was Normalsterbliche derzeit vermeiden sollten. Solche Bilder kann ein gewissenhafter Sender schon bringen. Aber nur wenn dazu von einem Sprecher angemerkt wird, dass es sich bei diesen Damen und Herren Politikern um ein besonders schlechtes Beispiel handelt. Was nicht passiert.

Vielleicht sollte der Zwangsgebührensender nicht nur darauf hinweisen, wie sich Herr und Frau Österreicher zu verhalten haben, sondern auch mit gutem Beispiel voran gehen.