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Werner Reichel (Öffentlich-rechtlich: So, 29.03.2020, 18:26)
Hilfe, ich werde gezwungen, Propaganda zu finanzieren

Das Timing passt: Während Hunderttausende Österreicher um ihre Existenz bangen, nicht mehr wissen, wie sie ihr Leben finanzieren sollen, startet der ORF eine GIS-Werbekampagne, in der den Menschen erklärt wird, warum sie es toll zu finden haben, über 300 Euro jährlich an Zwangsgebühren abzudrücken.

Eine – sicher nicht billige – Werbeagentur hat zu diesem Behufe „sympathische Durchschnittsösterreicher“ gecastet, die in kurzen Spots freudig erklären, dass sie „dem Mundl sein Bier zahlen“, „ unabhängige Berichterstattung hochhalten“ oder „Kultur in Österreichs Wohnzimmer bringen“ würden. Alle sind glücklich, dass sie vom Staat dazu gezwungen werden, einer aufgeblähten, überteuerten und politisch eingefärbten Meinungs- und Volkserziehungsanstalt regelmäßig ihr sauer verdientes Geld zu überweisen. Oder, wie es die halblustigen Kreativen aus der Werbebranche ausdrücken, dem Mundl sein Bier zu zahlen haben.

Der Agentur-Bobo glaubt offenbar, dass der Mundl das Role-Model des durchschnittlichen Elektrikers, Landwirtes oder einer anderen niederen Lebensform außerhalb des linken Bobo-Universums ist. Die heimischen Prolos saufen gerne Bier, rülpsen, schimpfen und mögen den verstaubten, kommunistischen Wiener Fernsehprolo, deshalb lassen wir einen Prolo in die ORF-Kamera sagen, dass er dem Mundl sein Bier zahlt. Das ist die unterkomplexe Überlegung hinter diesem kreativen Werbeslogan.

Die meisten Menschen würden über ihre 300 Euro lieber frei verfügen und das Bier selbst trinken. Diese Kampagne ist eine Verhöhnung der Zwangsgebührenzahler. Zu Zeiten der Corona-Krise noch viel mehr. Wer „unabhängigen Journalismus“ hochhalten oder Kulturberichterstattung möchte, braucht dafür keinen Zwang, keine Gebühr. Er kann ein NZZ-Abo abschließen, alternative Medien im Internet unterstützen oder was auch immer. Herrlich, so eine Wahlfreiheit.

Dass ausgerechnet der ORF „unabhängigen Journalismus“ für sich beansprucht und damit wirbt, ist eine Verarsche all jener, die 2019 nicht die Grünen gewählt haben. In dieser ORF-Kampagne versucht der Sklavenhalter den Sklaven das Sklavendasein schmackhaft zu machen. Die Österreicher sollen - im Sinne Orwells - ihre Zwangsgebühren nicht nur zahlen, sondern es aus Überzeugung und mit Freude tun.

Würde der ORF seinen gesetzlichen Auftrag und seine Verpflichtung zu Neutralität, Objektivität und Unabhängigkeit ernst nehmen, müsste er auch Spots ausstrahlen, in denen echte und keine von einer Agentur handverlesenen Durchschnittsösterreicher ihre Meinung sagen dürfen: „Ich werde gezwungen, grüne Propaganda zu finanzieren.“ „Meine Gebühren werden dazu missbraucht, um Fake-News über Donald Trump zu verbreiten.“ „Mit meinen Zwangsgebühren propagiert der ORF entgegen dem Willen der Bevölkerung seit Jahren die Massenzuwanderung aus dem islamischen Raum und Afrika.“

Das wäre objektiv. Insofern passt die aktuelle GIS-Kampagne gut zum ORF. Ausgewählte Menschen loben den ORF über den grünen Klee, man gibt vor, dass diese einstudierten Marketingsprücherln die Meinung der Österreicher wiedergeben. Insofern unterscheidet sich diese Kampagne kaum von den Nachrichten- und Informationssendungen des ORF, in denen ebenfalls nur dem ORF genehme Meinungen und Sichtweisen verbreitet werden. Selbstverständlich müssen die Österreicher diese Kampagne, sprich Verarsche auch noch selbst bezahlen.

Übrigens, wenn dem ORF Solidarität und das „Team Österreich“ tatsächlich ein Anliegen wären, wieso verzichten die ohnehin fürstlich entlohnten ORF-Mitarbeiter nicht auf ihr Urlaubsgeld und spenden es Österreichern, die es jetzt wirklich dringend brauchen würden. Das würde das ORF-Image aufpolieren, nicht diese verlogene Selbstbeweihräucherungskampagne.