ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


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Werner Reichel (Personal: Do, 02.04.2020, 10:05)
ORF führt Kurzarbeit ein

Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Epidemie treffen die Medien mit voller Wucht. Die Werbeeinahmen sind im März weggebrochen. Man hört von Umsatzeinbußen von um die 70 Prozent.

Gerald Grünberger, Geschäftsführer des Verbandes Österreichischer Zeitungen (VÖZ), spricht von einem „dramatischen Bild“. Die Krise hat unmittelbar auf die Medienbranche durchgeschlagen, weil viele Firmen ihre Werbekampagnen angesichts der aktuellen Situation gestoppt haben. Das ist etwa für die österreichischen Privatradios besonders bitter, weil sie in dem vom ORF nach wie vor dominierten Hörfunkmarkt auch bei guter Konjunktur ein eher bescheidenes Dasein fristen. Jetzt sind ihnen die einzigen Einnahmen weggebrochen.

Ernst Swoboda, Chef des Verbandes der Österreichischen Privatsender (VÖP), fordert deshalb, dass ein Teil der GIS-Gebühren temporär auch an Privatsender ausbezahlt wird, damit es zu keinem Sendersterben kommt.

Von solchen Sorgen bleibt der ORF unberührt. Werbeeinahmen spielen für den Gebührenfunk nur eine untergeordnete Rolle. 2018 kassierte er 637 Milli0nen an Gebühren, die Werbeeinahmen lagen bei 229, sonstige Einnahmen bei 179 Millionen.

Natürlich gehen auch beim ORF die Werbeeinahmen zurück, aber mit etwas gutem Willen könnten diese Verluste locker an anderer Stelle eingespart werden. Wir sind doch – wie der ORF gerne und oft betont – das „Team Österreich“. Doch beim eigenen Geldbörserl ist Schluss mit gefühligem Team-Gefasel, hört sich die Solidarität auf.

Der ORF führt jetzt in Teilbereichen Kurzarbeit ein. Er kassiert neben den weit über 600 Millionen Gebühren-Euros jetzt indirekt weitere Staats- sprich Steuergelder. Bei den über dem Branchenschnitt liegenden ORF-Gehältern ist das sicher eine bemerkenswerte Summe.

Der ORF rechnet, wie die Krone berichtet, mit einem Werberückgang von 50 Millionen in diesem Jahr. Das ist bei Jahreseinnahmen von weit über einer Milliarde Euro eine Summe, die man locker durch Einsparungen verkraften könnte. Wir sprechen hier von einem Minus im mittleren einstelligen Prozentbereich. Davon können viele Unternehmen in Österreich derzeit nur träumen.

Andere Medienunternehmen müssen aktuell Ausfälle von bis 80 Prozent hinnehmen. Dem ORF kann es nur recht sein, wenn er gestärkt aus der Krise hervorgeht und viele Privatsender und andere Privatmedien die Epidemie-Maßnahmen nicht überstehen werden, außer sie sind ganz lieb zu Kurz und den Grünen. Dann gibt es vermutlich Extra-Inserate bzw. Spots aus öffentlicher Hand.

Vielleicht erinnert die Post-Corona-Ära an die Zeit vor der Rundfunkliberalisierung in Österreich, als der ORF als einziger TV- und Radiobetreiber die Bürger mit politisch gefärbten Informationen versorgen durfte.