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Werner Reichel (Personal: So, 19.04.2020, 14:38)
ORF knackt Krisen-Jackpot

In jeder Krise gibt es Gewinner und Verlierer. Der ORF gehört eindeutig zu den Gewinnern. Und damit ist nicht gemeint, dass er mit den über 500 in Kurzarbeit befindlichen ORF-Mitarbeitern zusätzlich zu den 600 Millionen Euro an Gebühren Steuergeld abstaubt.

Die völlig unkritische türkisgrüne Hofberichterstattung, die der ORF seit Wochen ganz offen und ungeniert betreibt, macht sich bezahlt. Daran hat der Medienbeauftragte des Bundeskanzlers, Gerald Fleischmann, in einem Interview mit dem Standard keinen Zweifel gelassen.

Fleischmann lobt den ORF und seinen Chef Alexander Wrabetz über den grünen Klee: „Diese Krise hat die Bedeutung des ORF noch einmal klar vor Augen geführt. (…) Ich will mir kein Urteil anmaßen, aber der ORF trägt hier wesentlich staatspolitische Verantwortung. (…) Der ORF ist umfassend dem Informations- und Bildungsauftrag nachgekommen. Ich würde sagen: sehr professionell orientiert am öffentlich-rechtlichen Auftrag, soweit mir diese Meinung zusteht.“

Wer so viel Rosen vom Kanzler gestreut bekommt, braucht sich um seine Zukunft und Finanzen wohl keine Sorgen mehr machen. Wie gut, dass noch in diesem Jahr das seit längerem geplante neue ORF-Gesetz auf den Weg gebracht werden soll. Da werden nun alle Wünsche des Herrn Wrabetz erfüllt werden. Mindestens. Der ORF hat sich schließlich durch seine regierungstreue Linie und seine sensationellen Reichweiten während der Krise als absolut unverzichtbar für Kurz und Kogler erwiesen.

Alle Überlegungen zur Verkleinerung oder stärkeren Reglementierung des ORF, die es auch in der ÖVP gegeben hat, als sie noch mit der FPÖ koalierte, sind damit endgültig vom Tisch: „Nein, Sebastian Kurz und auch der damalige Medienminister Gernot Blümel haben den öffentlich-rechtlichen Auftrag immer als stark und breit gesehen und nie Verkaufsphantasien gehabt.“

Und die Grünen würden den ORF ohnehin am liebsten mit noch mehr Geld, Mitarbeitern, Sonderrechten, TV-Kanälen und Möglichkeiten ausstatten, schließlich ist er seit Jahren ein treuer Unterstützer, medialer Weggefährte und hauptverantwortlich dafür, dass sie nun in der Regierung sitzen.

Aus dem ORF ein türkisgrünes Verlautbarungsorgan gemacht zu haben, ohne Wenn und Aber, was bei den linken ORF-Mitarbeitern auf keinerlei Widerstand gestoßen sein dürfte, hat sich bezahlt gemacht und Wrabetz eine weitere Amtsperiode gesichert. Das deutet Fleischmann in dem Standard-Interview an, obwohl er pro forma sagen muss: „Das entscheiden weder ich noch die Bundesregierung, sondern der unabhängige Stiftungsrat des ORF ...“

Unabhängig! Der war gut. So läuft das. Eine Hand wäscht die andere. Bei der Kronen Zeitung klappt das ja auch sehr gut. Wir können froh sein, dass wir nicht in Ungarn oder Polen leben, wo die Medien laut ORF unter Einfluss der Regierung stehen, sondern in Österreich, wo die Presse und der öffentlich-rechtliche Rundfunk unabhängig, frei und unbeeinflusst sind. Das sagen zumindest der ORF und die Regierung. Und die müssen es ja wissen.