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Werner Reichel (Ideologie: Mi, 15.04.2020, 16:03)
Wenn der ORF taz und Zeit links überholt

Wenn er über seinen Lieblingsfeind berichtet, dann mit Schaum im vor dem Mund. Wer gedacht hat, schlimmer kann es nicht mehr werden, der hat sich geirrt. Wenn es um Donald Trump geht, kennt der ORF mittlerweile keinen journalistischen Mindeststandards mehr.

Jetzt hat der US-Präsident die Zahlungen an die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stoppen lassen. Der ORF ist nicht nur empört, er weiß auch genau, warum Trump das getan hat:

„Ablenkung von eigener Niederlage“

„Trump versuchte diese Niederlage wie gewohnt mit einem – für die Welt gefährlichen – Ablenkungsmanöver zu kaschieren.“

„Seit rund zwei Wochen dient die WHO für Trump als Sündenbock“

„Der Grund dafür, dass Trump jetzt den Stopp der Zahlungen ankündigte, hat aber wohl gar nichts mit der WHO zu tun, es geht vielmehr um Macht, Stolz und den Wahlkampf.“

„WHO als Trumps Bauernopfer“

„Ausgerechnet Trump, der selbst ständig Unwahrheiten und Lügen verbreitet, warf der WHO vor, ‚viele falsche Informationen‘ zu den Übertragungswegen und der Sterblichkeit durch das Coronavirus verbreitet zu haben.“

In diesem sehr sachlichen Tonfall geht es in dem eher informationsarmen Artikel munter weiter. Der Hass des Gebühren-Redakteurs auf den dummen, alten, weißen, nichtlinken US-Präsidenten trieft aus jeder Zeile.

Man muss kein „rechtes Hetzblatt“ sein, um halbwegs neutral über Trumps Entscheidung zu berichten, das schafft sogar die grünlinke Wochenzeitung Die Zeit, die einen halbwegs ausgewogenen Online-Artikel veröffentlicht. Gegen Ende ist da zu lesen: „Kritiker Trumps sehen im Druck des Präsidenten auf die WHO einen Versuch, von seinen eigenen Versäumnissen in der Corona-Krise abzulenken.“

Selbst die linke Zeit sieht das, was der ORF seinen Lesern in diesem Artikel zigfach als unumstößliche Tatsache bzw. Wahrheit  andrehen möchte, wesentlich differenzierter, nur als einen möglichen Grund. Was der ORF in seinem blinden Hass auf Trump zudem völlig ausblendet: Nicht nur der bööööse Trump kritisiert die WHO, bereits im Jänner wurde die Organisation für ihr Vorgehen in der Corona-Krise scharf angegangen. Und zwar nicht von Trump. Die taz, auch nicht gerade als rechtes Verschwörungsblatt bekannt, berichtet am 13. März:

„ Zu langsam, zu chinafreundlich - Kritik am Krisenmanagement: Eine Petition fordert den Rücktritt von WHO-Direktor Ghebreyesus, wegen seines laxen Umgangs mit China.“

Und weiter im Text der linken Tageszeitung: „Eine bereits am 31. Januar über die Webseite change.org lancierte Petition, die bis Donnerstag von fast einer halben Million Menschen unterschrieben wurde, fordert den WHO-Direktor zum ‚sofortigen Rücktritt‘ auf, weil er durch eine falsche Informationspolitik und eine gegenüber Peking zu gutgläubige Haltung eine rechtzeitige Reaktion der WHO verschleppt habe und damit für den Tod vieler Menschen verantwortlich sei.“

Das ist es auch, was Trump nun unter anderem der WHO vorwirft. Dass die Organisation vor Peking kuschte, sie die chinesische Informationspolitik nicht kritisiert hat, keinen Druck auf China ausgeübt – was ihr als UNO-Organisation leichtgefallen wäre - und viel zu spät reagiert hat.

Im ORF-Artikel wird lediglich kurz erwähnt, dass China Taiwan von Beratungen ausgeschlossen habe. Die Botschaft des ORF: WHO gut, Trump böse. Da ist der zur Objektivität verpflichteten Rundfunkanstalt ein echtes Kunststück gelungen, wenn sie selbst Blätter wie die taz und die Zeit mit Vollgas links überholt.