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Werner Reichel (Formate: Di, 08.09.2020, 10:08)
Der ORF und seine typischen Österreicher

ORF1, der jüngere der beiden Hauptsender des staatlichen Linksfunks, leidet unter chronischem Zuseher-Mangel. Der Marktanteil grundelt im einstelligen Bereich herum. Seit Jahren versucht die milliardenschwere Gebührenanstalt mit immer neuen Formaten, Programmideen und Reformen die jungen Österreicher anzusprechen. Ohne Erfolg. Die Quote sinkt kontinuierlich.

Jetzt versucht man es mit einem neuen Format. Es heißt „Hallo Österreich“, läuft um 20 Uhr und soll ein österreichweites „Bundesland heute“ für Jüngere sein. Das erkennt man schon am Hallo und daran, dass der ORF bei der Bewerbung seines neuen Formates mit Anglizismen nur so um sich wirft: Die Sendung wird als "Österreich-Update vor der Primetime" bezeichnet. Und eine Sendungsmoderatorin: „Ein schnelles, kompaktes und auch im Look das etwas andere Österreich-Update ,to go‘“.

„To go“ könnte stimmen. Allerdings anders als gemeint. Der ORF verspricht jedenfalls mit dieser neuen Sendung „die Vielfältigkeit und Identität des Landes" zu präsentieren und die „österreichische Identität im ganzen Land aufzuspüren“. Bei so viel Identität könnten die Identitären glatt eifersüchtig werden.

Es ist immer wieder interessant, wie sehr dem ORF die österreichische Identität angeblich am Herzen liegt. Zumindest in solchen Formaten. Ansonsten ziehen die selbsternannten „Anywheres“ vom ORF ja gerne über die „typischen“ Österreicher her, egal in ihren Kabarett-Formaten und Krimi-Serien, wo der typische (nichtlinke) Österreicher immer der Depp oder Mörder ist, in ihren Sozialpornos wie den „Liebesg’schichten und Heiratssachen“ oder in ihren Informationssendungen, wo der Linksfunk permanente Kampagnen gegen konservative und patriotische Politiker fährt.

Interessant auch, was für den ORF die österreichische Identität ausmacht. In seiner ersten Hallo-Österreich-Sendung geht es um die heimische Bergwelt. Dort gibt es ein Abfallproblem, weil die Wanderer ihren Mist einfach wegwerfen. Das bewegt den typischen Österreicher. Nicht die Konflikte zwischen Kurden und Türken in Wien, nicht die Problemen in den Klassenzimmern, nicht die zunehmende Gewalt im öffentliche Raum etc.

Nach einem kurzen Wetter-„Update“ erklärt man den abwesenden jungen Zusehern, warum die Österreicherinnen und Österreicher Temperaturen unterschiedlich empfinden. Das tun vermutlich auch die Spanier, Somalier und Chinesen, aber das ist ja eine Sendung, die die „österreichische Identität aufspürt“. Weshalb man den Beitrag mit Wanderern in österreichischer Landschaft bebildert.

Entgegen der vom ORF propagierten Gender-Ideologie erklärt der Sprecher dabei übrigens, dass Männer mehr Muskelmasse als Frauen hätten. Komisch, dabei ist das Geschlecht doch nur ein soziales Konstrukt. Wie jetzt?

Danach ist die Sendung auch schon wieder vorbei. Dieses Format wird ORF1 nicht retten. Zumal sie extrem lieblos gemacht ist und gehetzt wirkt. Man versucht, mit Geschwindigkeit Jugendlichkeit und Modernität zu simulieren. Die Beiträge werden fast so schnell gesprochen, wie der Fragen-sie-ihren-Arzt-Zusatz nach den Pharmawerbespots.

Interessant auch, was der ORF unter österreichischer Identität versteht. Wenn der ORF auf Heimat macht, erinnert das an den Wahlkampf von Alexander van der Bellen. Auch der Ex-Ober-Grüne hat sich in den Bergen als zünftiger Wandersbursch inszeniert und sogar die Lederhose übergestreift. In beiden Fällen wirkt dieses Heimat-Getue aufgesetzt und peinlich. Klar, für Van der Bellen und den ORF arbeiten die gleichen Menschen.

Vielleicht sollte man sich am Küniglberg den neuen Integrationsbericht genau durchlesen. Die „typischen“ Österreicher, die der ORF in der Regel verunglimpft und nur in seinen öffentlich-rechtlichen Alibi-Identitäts-Sendungen verkitscht, verniedlicht und auf die gängigen Klischees wie Berge, Skifahren und Freiwillige Feuerwehr reduziert, gibt es immer weniger. Dank jener Politik, die der ORF seit Jahrzehnten mit seiner Propaganda befeuert, sind die autochthonen Kinder in Teilen des Landes bereits in der Minderheit. In Wiener Volksschulen ist der typische Schüler längst Muslim und interessiert sich für Schifahren und Bergwandern nicht die Bohne. Auch nicht für den ORF.

Den gebührenfinanzierten Staatsfunk mit seiner derzeitigen Mannschaft, die aus typischen Salonlinken besteht, braucht im multikulturalisierten und islamisierten Österreich kein typischer Neo-Österreicher mehr. Aber das scheint man dort noch nicht begriffen zu haben. Wer sich künftig mit österreichischer Identität auseinandersetzen möchte, geht ins Museum. So etwas Ähnliches ist der ORF auch jetzt schon. Nur teurer.