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Werner Reichel (Ideologie: Mi, 25.11.2020, 16:29)
Gratis-Tampons und Zwangsgebühren

Wenn ich schnell und unkompliziert wissen möchte, was in der Welt so los ist, klicke ich auf orf.at. In der Bildleiste oben auf der Webseite findet man auf einen Blick die wichtigsten Nachrichten. Oder besser: Was der ORF dafür hält. Dabei gilt: Je größer das Bild, desto relevanter die Meldung. Heute Vormittag ist neben einer Joe-Biden-ist-toll-Geschichte offenbar das die Meldung des Tages: „Schottland als Vorreiter: Tampons und Binden gratis“.

Danke ORF, für diese wertvolle Information. Der Gebührenfunk weiß, was die Menschen für ihre rund 300 Euro an Zwangsgebühren im Jahr erwarten. Schottland als Vorreiter! Hoffentlich folgen Basti und Werner dem Beispiel der Schotten, so die ORF-Botschaft. Die Abgeordneten in Edinburgh sind jedenfalls mächtig stolz auf ihr einstimmig beschlossenes Gesetz: „Proud to vote for this groundbreaking legislation, making Scotland the first country in the world to provide free period products for all who need them“, twitterte eine von ihnen.

Gratistampons in Schottland. Das findet der ORF auch „groundbreaking“ und macht daraus eine lange Jubelmeldung. Schließlich verteilt ja auch der ORF, nein, keine Gratis-Binden, aber „Gratis“- Informationen und -Nachrichten an die Österreicher. Man könnte die Entscheidung der Schotten auch anders, nämlich kritisch, in einem anderen Kontext sehen.

Dass sich seit Beginn der Corona-Pandemie westliche Demokratien rasend schnell und ohne breiten Widerstand in Fürsorge-Diktaturen verwandeln, ist ein nicht ganz unspannender Aspekt an dieser Tampon-Geschichte. Dass der Staat unter dem Vorwand der Fürsorge, Sicherheit, Volksgesundheit und des Gemeinwohls immer mehr Kompetenzen an sich reißt, sprich: die Grund und- Freiheitsrechte immer weiter einschränkt und zum alles erdrückenden Nanny-Staat mutiert, der das Leben der Menschen bis hinein ins Private und Intime bestimmt und regelt.

Jetzt kümmert sich der Staat in Schottland sogar schon um die Versorgung der Frauen mit Tampons. Das freut zwar den ORF und alle andern Sozialisten und Kommunisten, aber was kommt als nächstes: „Gratis“-Zahnpasta für alle oder gleich Essens-Marken und staatliche Wohneinheiten? Schließlich weiß der linke Politiker wesentlich besser als wir selbst, was für uns gut, richtig und gesund ist.

Der mündige Bürger weiß freilich: „There ain't no such thing as a free lunch.“ Vom Staat gibt es nichts geschenkt. Alles, was er an Wohltaten verteilt, müssen die Bürger vorher selbst erarbeiten und abliefern. Einen kleinen Teil davon bekommen sie als Almosen wieder zurück. Der Staat degradiert die Menschen zu Sozialfällen, Untertanen und Bittstellern.

Je mehr er „gratis“ verteilt, desto mehr müssen die Menschen vorher in Form von Steuern (= Lebenszeit) abliefern, desto mächtiger wird das politmediale Establishment und der Bürger unmündiger. Im kommenden, staatlichen Post-Corona-Fürsorge-System arbeiten wir dann noch härter und länger für den Staat, damit er uns mit dem versorgen kann, was er für richtig und wichtig hält.

So etwas wird man vom ORF nie hören, der selbst von Zwangsgebühren lebt, damit er uns mit „Gratis“-Programmen und -Inhalten, die er nach eigenem Gutdünken gestaltet, versorgen kann. Die größten Profiteure von staatlichen „Gratis“-Leistungen sind schließlich jene, die sie verteilen, nicht deren Empfänger.

Und ich entdecke eine weitere spannende Schlagzeile auf orf.at: „Isolation führt zu Verlangen nach Sozialkontakten“. Danke, ORF. Nix trinken, führt zu Durst, in der Nacht ist es finster und wenn es regnet, wird man nass.

Und weiter im ORF-Text: „Erzwungene soziale Isolation fühlt sich für die meisten Menschen nicht gut an.“ Übrigens, lieber ORF: Erzwungene Rundfunkgebühren fühlen sich für die meisten Menschen auch nicht gut an. Gibt es dazu gar keine Studie?