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Kurt Ceipek (Ideologie: Do, 21.04.2022, 00:59)
„Legaler Code für illegale Nazis“

Wenn die ORF-Nachrichtenredaktion einen Experten für irgend etwas braucht, also einen, der zuverlässig jene Antworten gibt, die den ORFlern genehm sind, sucht und findet man diese Fachleute für eh alles sehr oft in der Arbeiterkammer. Vor allem in Ö1 aber auch in allen anderen Sendern kann man als ORF-Hörer oder -Seher diesen Arbeiterkammer-Experten kaum entkommen.

So war das auch im Ö1-Mittagsjournal am Mittwoch. Dort kam in einem langem Beitrag ein Wirtschaftsexperte der Arbeiterkammer zu Wort, der das machte, was die Arbeiterkämmerer fast immer tun: Er forderte mehr Geld vom Finanzminister für die Schützlinge der Arbeiterkammer. Die steil ansteigende Inflationsrate müsse ausgeglichen werden, vor allem müssten die Sozialausgaben kräftig hochgeschraubt werden. Mehrwertsteuer und Mineralölsteuer sollten deutlich reduziert werden.

Dass solche Forderungen relativ leicht fallen, insbesondere dann, wenn es keinen roten Finanzminister gibt, liegt auf der Hand. Wie ein Finanzminister derartige Maßnahmen finanzieren soll, ist die letzte Sorge der Arbeiterkämmerer. Dennoch werden diese Experten in unterschiedlichsten Sendungen zu allen möglichen (und oft auch absurden) Themen vom ORF befragt und gesendet.

Es drängt sich die Frage auf, warum gerade dieser Verein so hoch in der Gunst der ORF-Redaktionen steht. Vielleicht deshalb, weil die AK ähnlich finanziert wird wie der ORF: hauptsächlich aus Zwangsbeiträgen. Die Arbeiterkammer aus den Beiträgen aller Arbeitnehmer, der ORF aus den Zwangsbeiträgen aller Besitzer von Fernseh- oder Hörfunkgeräten. Da ist es schon sinnvoll, einander zu helfen und füreinander ordentlich Stimmung zu machen. Die  Gebührenempfänger in ORF und AK leben ja bekanntlich auch ganz gut davon.

Aber manche Aufsehen erregende Meldungen aus der Arbeiterkammer bekommt man nicht im ORF zu hören, sondern in ServusTV und anderen Medien. So hat eine AK-Mitarbeiterin im Internet ihre durch das Lesen eines Buches gewonnene Erkenntnis getwittert, wie sie Trachten-, Lederhosen- oder Dirndlträger einstuft. In Österreich seien Trachten „ein legaler Code für illegale Nazis“. Die Frau ist nicht nur in der Arbeiterkammer aktiv, sondern auch in der SPÖ und als Betriebsrätin bei den ÖBB. Ohne diese Frau wäre niemals enthüllt worden, wie viele verkappte Rechtsradikale in Österreich ihr Unwesen treiben.

Der Shitstorm im Internet, der daraufhin losbrach, sorgte dafür, dass die linke Dame diese Meldung nach wenigen Stunden wieder verschwinden ließ. Das Thema und die politische Herkunft der Frau wurde von vielen Medien aufgegriffen und kommentiert. Bekanntlich tragen fallweise sogar die SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner oder der auch nicht Nazi-Verdächtige Bundespräsident Alexander Van der Bellen in aller Öffentlichkeit Tracht.

Für den ORF war das ganze natürlich kein Thema. Man kann doch nicht einer mutigen Aktivistin der Arbeiterkammer schaden.