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Werner Grotte (oe1 Mo, 02.06.2014, 12:00)
Mittagsjournal

Dem Ö1-Mittagjournal (und allen nachfolgenden Sendungen) war es erst die dritte Meldung wert (nach Spaniens Königs-Abdankung und der x-ten Runde im Steuerreform-Eiertanz ): die neuesten Horror-Zahlen zur Lage am Arbeitsmarkt. Um stolze zwölf Prozent bzw. 40.000 Betroffene stieg die Zahl der Arbeitslosen gegenüber dem Mai 2013 auf die Rekordzahl von bundesweit mehr als 370.000 an. Das sind um 100.000 mehr als im Mai 2008. Wie Experten vorrechneten, würde die Situation durch die geplanten späteren Pensionsantritte noch verschärft – immerhin ist Arbeitslosigkeit bei über 50-jährigen besonders hoch, bei den Langzeitarbeitslosen (länger als ein Jahr ohne Job) beträgt die aktuelle Zunahme gar unglaubliche 70 Prozent auf gesamt 10.600 Personen.

Während Kärnten in den späteren Ö3-Nachrichten wortreich wegen angeblicher Arbeitsplatzverluste agekanzelt wurde, erfuhr man nur vereinzelt lapidar, dass im Bundesländervergleich Wien mit plus 20 Prozent Arbeitsloser einen traurigen Spitzenplatz einnimmt. Dabei hätte gerade diese Zahl näherer Analyse bedurft, selbst auf die Gefahr hin, politische Korrektheit einmal hintan zu stellen. Denn ist Wien nicht auch das Bundesland der mit Abstand meisten Mindestsicherungs-Bezieher? Gibt es in manchen Wiener Einwanderer-Bezirken, etwa im 5., 10. oder 16., nicht  zunehmend mehr Schulen, in denen unter den Schülern kein einziger autochthoner Österreicher mehr zu finden ist? Hat in Wien nicht schon jeder zweite Bürger Migrationshintergrund? Hält Wien nicht auch etliche Kriminalitäts-Rekorde, etwa bei Drogen-, Einbruchs- oder Gewaltdelikten? Müssen angesichts steigender sozialer Spannungen nicht sogar schon die Arbeitsämter von privaten Sicherheitsdiensten bewacht werden, damit sich die Klienten nicht die Schädeln einhauen? Irgendwie dürften all diese Fakten doch miteinander zu tun haben. Wo bleiben die Gegenmaßnahmen?

Umso erschreckender, dass – zumindest nach außen hin - die Nachfolge-Diskussion um den in wenigen Jahren scheidenden Bürgermeister Michael Häupl erstaunlich leise geführt wird, besonders leise im ORF. Bei der SPÖ müsste doch angesichts des eklatanten Mangels an Nachfolgekandidaten, die auch nur annähernd Häupl-Format aufweisen, längst Feuer am Dach sein. Aber vielleicht hat man sich schon damit abgefunden, dass der Knick nach dessen Abgang wohl ähnlich hart sein wird wie seinerzeit zwischen „Sonnenkönig“ Bruno Kreisky und seinem Kanzler-Nachfolger Fred Sinowatz. Die SPÖ hat's ja - damals - auch überlebt.