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Kurt Ceipek (oe1 Sa, 21.06.2014, 12:00)
Mittagsjournal

Niki Lauda im Journal zu Gast. Am Tag vor dem erstmals seit elf Jahren wieder in der Steiermark gastierenden Österreich-Grand-Prix Niki Lauda zum Interviewpartner zu haben ist eine Herausforderung für den Interviewer. Der einstige Formel-I-Weltmeister und jetzige Aufsichtsratsvorsitzende des Mercedes-Rennteams versteht sein Geschäft und damit auch den Umgang mit Gesprächspartnern von den Medien.

Wenn man davon ausgeht, dass sich der Interviewer Michael Csoklich für das allsamstägliche Gespräch „Im Journal zu Gast“ gewissenhaft und einfallsreich auf ein spannendes Interview vorbereitet haben sollte, ist die Schlichtheit mancher Fragen schon fast verblüffend. Eine Schlüsselfrage lautete zum Beispiel: „Herr Lauda, ist es wichtig für Sie, zu gewinnen?“

Der Freundlichkeit und Professionalität von „Niki Nationale“ ist es zu danken, dass er darauf nicht mit „no na net, so eine blöde Frage“ antwortete. Freundlich meinte Lauda: „Egal ob als Fahrer oder als Team in der Formel 1: zum gewinnen ist man dort.“

Auch die Frage, ob Geld von Mister Red Bull Mateschitz notwendig gewesen sei, die Formel 1 wieder in die Steiermark zu bringen, gehört in die Gruppe der No-Na-Fragen. Interessanter war da schon Laudas Antwort, dass es sehr schwierig sei, das eingesetzte Geld – zweistellige Dollar-Millionenbeträge –  wieder zu verdienen.

Auch auf die Frage, ob Österreich diesen Grand Prix wirklich brauche, hatte Lauda die richtige Antwort parat. Weltweit habe dieser Grand Prix rund 600 bis 700 Millionen Zuseher. Eine unbezahlbare Werbung für ein Fremdenverkehrsland wie Österreich.

Die links-linke Wiener Stadtzeitung „Falter“, die polterte, Mateschitz kaufe die Menschen des Murtals, bekam von Lauda den verdienten Rüffel. „Die Gegner des Grand Prix sind eine kleine Minderheit. Wie kann jemand etwas dagegen haben, wenn ein Privatmann in einem wirtschaftlich toten Gebiet dafür sorgt, dass Hotels gebaut und Umsätze gemacht werden und Steuern ins Staatsbudget fließen. Den Falter verstehe ich nicht.“

Dass der ORF ausgerechnet eine Zeitung wie den „Falter“ zur Speerspitze der Kritik macht, ist nicht weiter überraschend. Linke Medien (aber auch linke Politiker) genießen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk höchste Anerkennung und Unterstützung. Da macht es auch nichts aus, wenn der Falter gegen alles ist, womit ein privater Unternehmer – wenn auch mit hohem Verlustrisiko – Geld verdienen könnte. Über die Gewichtung der Kritik einiger weniger durch den ORF darf man angesichts der breiten Befürwortung und der positiven Auswirkungen des Renn-Spektakels doch staunen. Immerhin profitiert ja auch der ORF durch hohe Einschaltquoten bei der Übertragung des Spielberg-Grand-Prix und damit verbundene hohe Werbeeinnahmen ganz gut mit.

Was sich der ORF-Hörfunk-Wirtschaftschef bei der Frage gedacht haben mag, ob es in der Formel 1 Korruption gebe, wäre auch interessant. Vielleicht hat er erwartet, dass Lauda antwortet: „Jawohl, das ist eine völlig korrupte Branche.“ Laudas Antwort fiel trocken aus. „Wenn sie in der Formel 1 gewinnen dann bekommen sie Geld, wenn sie nicht gewinnen, dann nicht.“ Korruption passe in dieses System nicht hinein.

So war es letztlich doch ein unterhaltsames und hörenswertes Interview. Aber nicht wegen, sondern trotz der Fragen an Lauda.

Schon mehrmals hat der ORF seine Zuseher und Zuhörer eingeladen, Fragen an Politiker zu formulieren. Da gab es recht spannende Ergebnisse. Vielleicht sollte man auch bei anderen Interviews das Gebühren zahlende Publikum des ORF einladen, sich gute Fragen auszudenken. Es würde mit ziemlicher Sicherheit nur besser werden.