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Werner Grotte (ORF2 Do, 10.07.2014, 21:05)
Am Schauplatz Spezial

Mit der vielschichtigen Asylproblematik beschäftigte sich „Am Schauplatz“ in ORF-2 – leider recht eindimensional. Vor allem Asylwerber oder ihre Unterkünfte wurden intensiv beleuchtet, manche Schicksale gar seit 1997 verfolgt. Dass der ORF dabei eher das Schicksal der Asylwerber denn das der Österreicher bzw. Steuerzahler in den Focus rückte, wird kaum jemanden überraschen. So präsentierte man – ebenfalls in eine Zeitschiene von 14 Jahren – den Gasthof Rust im burgenländischen Unterfrauenhaid, der sich mit der Vermietung von Quartieren an Asylwerber seit 1978 über Wasser hält. Der Bund zahlt pro Kopf und Tag ganze 19 Euro – nicht wirklich üppig.

Doch die Kosten-Nutzen-Rechnung wurde in diesem Fall nicht primär beleuchtet. Der Wirt und dessen Frau standen als böse Schikanierer am Pranger und wurden in Spira-Manier voyeuristisch als grantelnde Ausländerfeinde und Systemausnutzer dargestellt. Zugegeben, die Quartiere dort sind nicht das Hilton und durchaus verbesserungswürdig. Als man aber im Gegenvergleich Großfamilien-Zimmer im Lager Traiskirchen sah, mutete das burgenländische Wirtshaus fast gemütlicher an; die Eigenheiten des Wirtes mit eingerechnet. Immerhin wird er von der burgenländischen Landesregierung als einer von wenigen weiterhin mit der Flüchtlingsunterbringung betraut, und das seit 36 Jahren.

Einzige Kritik kam vom Verein „Plattform Bleiberecht“, deren Sprecherin ausführlich dabei gefilmt wurde, wie sie den bösen Wirten heimsuchte, ihn kontrollieren wollte, was aber aufgrund eines „Hausverbotes“ nicht klappte (worauf der Wirt sie prompt als „schlimmsten Besen“ beschimpfte, den man früher als Hexe verbrannt hätte). Im Gegenzug durfte die Frau ein kleines, beschauliches Flüchtlingsquartier herzeigen, in dem es ihrer Ansicht nach viel menschlicher zuging. Deren Wirt gab allerdings zu, dass die Flüchtlingsunterbringung auf seine Art nicht kostendeckend laufe und man das quasi aus Idealismus betreibe. Edel, schön – aber nicht für jeden, der davon leben muss, nachvollziehbar.

Schließlich kamen auch die unausweichlichen Einzelschicksale ins Bild. Asylwerberinnen, die nach mehrjährigen Verfahren abgeschoben werden sollten, obwohl ihre Kinder, die bereits laufen und sprechen konnten, hier geboren waren. Traurig, gewiss. Aber was nicht gesagt wurde ist, dass die Verfahren hauptsächlich deshalb so lange dauern, weil die Antragsteller auf Anraten von Plattformen wie „Bleiberecht“ auf negative Asylbescheide immer wieder Einsprüche und Rechtsmittel einlegen, was letztlich Jahre dauert. Das macht ihre Chancen kaum höher, verlängert aber die Rechtsunsicherheit und macht die letztlich dennoch unausbleibliche Heimreise mit jedem Jahr hier noch schwerer.

Nur in einem einzigen Satz durfte gesagt werden, was vielfach leider des Pudels Kern ist: „Wenn einer abgeschoben wird, dann hat das schon seine Gründe, da muss schon einiges passiert sein“, erklärte eine Polizistin, die gerade Abgeschobene nach Ex-Jugoslawien begleitete.

Was uns der ORF leider nur indirekt verriet, ist das, was Österreich bei allfälliger Lockerungen seiner Asylpolitik drohen würde: Rund 20.000 Flüchtlinge suchen pro Jahr schon jetzt um Asyl hier an, nur rund 1.500 davon werden abgeschoben. Würde Österreich in diesem Bereich (noch) liberaler agieren, würden es wohl bald 200.000 Asylwerber pro Jahr sein, die bei uns anklopfen und „Bleiberecht“ fordern. Angesichts der vielen Kriege rundum ein unerschöpfliches Reservoir, das Österreich nach kurzer Zeit auf das Niveau der jeweiligen Herkunftsländer herunterziehen würde. Was weder den Flüchtlingen noch uns nützt. Daher, lieber ORF, bitte ein wenig mehr Ausgewogenheit der Berichte im Sinne der Österreicher. Immerhin finanzieren die das Staatsfernsehen.