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Kurt Ceipek (ORF2 So, 14.09.2014, 22:00)
IM ZENTRUM

„Prävention beginnt mit Ehrlichkeit und die habe ich von ihnen heute vermisst.“ Diesen Schlusspunkt setzte Hamed Abdel-Samad, Politologe und Autor, mit grimmigem Blick auf Carla Amina Baghajati von der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich.

Bei der sonntäglichen Diskussion „Im Zentrum“ ging es um das spannende Thema: „Dschihad – Die Terrorangst kehrt zurück!“ 

Hamed Abdel-Samad warnte eindringlich: Es gebe keinen gemäßigten Islam und islamische Fundamentalisten betrachten den derzeit tobenden mörderischen Krieg als notwendiges Mittel zur Errichtung des Kalifats. Krieg, Terror und Mord seien notwendige Instrumente, um die Ziele des Islam zu verwirklichen.

Carla Amina Baghajati von der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich trachtete unentwegt unter dem Motto „wir tun ohnehin was wir können“, die Gefahren zu verniedlichen.

„Die Radikalisierung fällt nicht vom Himmel. Die in islamischen Schulen gelehrte Entmenschlichung von Ungläubigen und der Wunsch nach Welteroberung ist eine wesentliche Wurzel“, konterte Abdel-Samad. Es gebe gemäßigte Muslime. Vielleicht sei das sogar die Mehrheit. Aber nicht wegen des Islam, sondern trotz des Islam, warnte der deutsche Politiologe weiter.

„Das gilt nicht für Österreich sondern nur für Deutschland“, versuchte Glaubensgemeinschafterin Carla Amina Baghajati unermüdlich zu beschönigen. Dass die Erfolge im Kampf gegen die Radikalisierung junger Muslime eher bescheiden sein dürften führte Diskussionsleiterin Ingrid Thurnher ins Treffen. „Anteilsmäßig an der Bevölkerungszahl sind viel mehr Muslime aus Österreich zur IS nach Syrien gegangen sind als aus Deutschland.“

Die Terrorangst kehrt zurück. war das Sendungsthema. Vermutlich war die Terrorangst seit dem Anschlag auf das World Trade Center immer da. Verstärkt wird diese Angst  jetzt durch die Rückkehrer aus Syrien, die wahrscheinlich zu allem bereit sind, auch als Selbstmordattentäter ohne Rücksicht auf das eigene Leben.

Die IS müsse bekämpft werden wie im 2. Weltkrieg die deutschen Faschisten: mit Bomben aus der Luft, aber auch mit starken Bodentruppen. Mit Dialog, Bildung und Prävention werde man nichts ausrichten. Man müsse der IS eine vernichtende militärische und moralische Niederlage zufügen, zeigte sich Hamed Abdel-Samad überzeugt. „Man kann diese Verbrecherbanden nicht mit einem sauberen Krieg besiegen.“ Radikale islamistische Organisationen in Deutschland und Österreich sollten verboten werden, forderte er.

Der Mann weiß übrigens ziemlich sicher wovon er redet und ist mit dem Thema vertraut. Er ist ein ehemaliger Muslimbruder aus Ägypten.

Jedem Zuseher war am Ende der Diskussionsrunde bewusst, dass radikale Islamisten mit deren eigenen Waffen bekämpft werden müssen – auch und vor allem von den gemäßigten Muslimen in Europa, die sich in den Ländern und Gesellschaften integrieren wollen, in denen sie leben.

Wenn es das Ziel war, mit dieser Diskussion die Angst der Österreicher vor dem Terror zu mildern, dann ist das gründlich misslungen. Die Terrorangst wächst weiter. Tatsächlich war es eine ungeschminkte, bis zur letzten Sekunde spannende Diskussion, nach der beim Zuseher mulmige Gefühle zurückbleiben mussten. Dafür kann man dem Redaktionsteam guten Gewissens verdientes Lob zollen.