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Elisabeth Hennefeld (ORF2 Mo, 22.09.2014, 21:05)
Sommergespräch

 

Bundeskanzler Faymann überraschte beim diesjährigen Sommergespräch mit interessanten Wirtschaftsweisheiten. „… um aus der Krise herauszukommen gibt’s entweder für die Jungen zu wenig Arbeit, oder für die Älteren zu wenig Arbeit, weil nämlich zu wenig Arbeit da ist.“ Da stellt sich doch die Frage, wo kommt sie denn her, die Arbeit?

Arbeit ist ein Blick aus dem Fenster und die eventuelle Überlegung dieses zu putzen. Wenn ich das Fenster selber putze, ist das für Herrn Faymann und seinen Staat wenig relevant, es sei denn, ich stelle mir dafür selbst eine Rechnung aus, über die ich diverse Steuern ans Finanzamt überweise. Arbeit ist es so oder so. Und aus den unendlich vielen Möglichkeiten, was wir den ganzen Tag tun könnten, oder was jemand anders für uns erledigen könnte, wird uns die Arbeit an sich niemals ausgehen.

Die Frage ist nur, was diese Arbeit kostet. Sobald man sich in die Nähe eines kollektivvertraglichen Dienstverhältnisses begibt, ist man an die Vereinbarungen der Sozialpartner gebunden. Auf Grund derer steigen die Gehälter mit zunehmendem Alter, auch wenn der Kanzler das nicht wahrhaben will. Offenbar ist ihm nicht bekannt, dass ein Arbeitnehmer über 50 doppelt so viel kostet wie einer mit 20. Man muss es ihm nachsehen, er stand sein Leben lang in Diensten der Gemeinde Wien und der Republik.

Jedenfalls ist das Kernproblem nicht, dass zu wenig Arbeit da ist, sondern dass die Preise für erbrachte Arbeitsleistung zu teuer sind. Dann wird mein Fenster eben nicht geputzt.

Der Bundeskanzler ist also strikt gegen eine Erhöhung des Pensionsantrittsalters, obwohl die seit Jahrzehnten längst überfällig ist, weil er glaubt zwischen einem Jungen und einem Älteren im Arbeitsprozess wählen zu müssen. Und er entscheidet, dass der Junge arbeiten darf und der Ältere soll auf Kosten des Jungen Ruhe geben. Weil der Herr Bundeskanzler nicht weiß, was Arbeit ist, nach welchen Kriterien sie entlohnt wird und an welche Vorgaben der Arbeitgeber dabei gebunden ist. Wie beruhigend!