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Werner Grotte (ORF2 Fr, 09.01.2015, 22:10)
ZIB 2

Es war ein Lehrstück im sogenannten „Drüberfahr-Journalismus“: Weil FP-Chef Heinz Christian Strache im Interview nicht das sagte, was sich ZiB-Sprecherin Lou Lorenz-Dittlbacher wünschte, redete sie ihm einfach drein. Es entspann sich ein Wortgefecht, bei dem keiner aufgab, aber auch keiner mehr etwas verstand. Wobei der Punkt eindeutig an Strache ging: Er gab ruhige, konkrete Antworten und ließ sich nicht provozieren – aber auch nicht totreden.

Stein des Anstoßes war die geplante Pegida-Demonstration in Wien am 2. Februar. Auf die Frage, ob er daran teilnehme, antwortete Strache negativ, denn er befinde sich zu dieser Zeit in Osttirol. Doch Dittlbacher ließ nicht locker. Ob er es nicht bedenklich finde, wenn Menschen, die Islam und Islamismus in einen Topf werfen und mit Ängsten der Menschen spielten, nun auch in Wien auftreten. Strache ließ sich nicht einwickeln sondern antwortete, dass er in Dresden und anderen Städten stets friedliche Menschen bei den Demos erlebt habe, die sich in ihren Anliegen von der Politik einfach nicht wahrgenommen sehen und deshalb ihr legitimes Demonstrationsrecht in Anspruch nehmen.

Zuvor hatte Strache schon eine Lorenz-Dittlbacher-Attacke Richtung Marie Le Pen in Frankreich elegant pariert. Sie hatte nämlich krampfhaft versucht, „seiner Verbündeten Le Pen“ zu unterstellen, sie hätte mit ihrem Kommentar zu den jüngsten Attentaten „das ist eine Kriegserklärung“ eine Kriegserklärung an die Moslems losgelassen. Strache stellte klar, dass Le Pen hier ganz eindeutig von einer Kriegserklärung der Islamisten an Demokratie und Rechtsstaat gesprochen habe, was wohl auch der Wahrheit entspricht. Aber verdrehen kann man halt alles, wenn es politisch obsolet scheint.

So viel Pech beim ans Bein pinkeln war schließlich zu viel für die ORF-Sprecherin: Sie redete Strache mehrfach und konsequent einfach nieder. Helle Empörung funkelte aus ihren Augen, denn Strache sprach seine Sätze seelenruhig und unaufgeregt zu Ende. Irgendwann musste selbst Lorenz-Dittlbacher erkennen, dass sie so nicht weiterkommt – und bemerkte, dass „so ja keiner was versteht“. Strache gab ihr Recht: „Wenn sie mich dauernd unterbrechen, kann keiner was verstehen“. ORF-Kabarett vom Feinsten, ganz ohne Staatskünstler.

In einem Rückzugsgefecht schnitt Lorenz-Dittlbacher dann zum zig-sten Mal das leidige Hypo-Thema an, warum denn die FPÖ hier nicht zu ihrer Schuld stehe etc., was Strache routiniert relativierte. In Sachen Wien-Wahl stellte Strache dann klar, dass er als Bürgermeister- bzw. Spitzenkandidat antrete, um die Rot-Grüne Belastungspolitik zu bekämpfen. Sollte die FP stärkste Partei werden, bleibe er in Wien, sollte sie in Opposition bleiben, sei er im Bund besser aufgehoben.

Hätte Lorenz-Dittlbacher gleich professionell mit Strache gesprochen, wären vielleicht noch ein paar interessante Sätze mehr in diesem Gespräch gefallen. Immerhin wissen wir jetzt, dass dann, wenn dem ORF die Argumente ausgehen, brutal drübergefahren wird. Das kennen wir ja aus der rot-grünen Polit-Landschaft eh schon zur Genüge.