ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Günter Frühwirth (Online Di, 31.03.2015, 17:05)
Der ORF lehrt Zeitgeschichte
Link: http://orf.at/stories/2269876/

Mit meinen GIS-Gebühren finanziere ich - wenn auch nicht freiwillig - den öffentlich-rechtlichen ORF. Als Gegenleistung erwarte ich mir ein Radio- und Fernsehprogramm, das ich auf den hunderten anderen kommerziell ausgerichteten Sendern nicht ins Haus geliefert bekomme. Darüber hinaus schätze ich auch den ORF-Onlinedienst "news.orf.at". Er bietet mir aktuelle Informationen aus den verschiedensten Bereichen, Wettervorhersagen, Programmvorschauen und vor allem Nachrichten aus aller Welt. Heute stelle ich fest, dass der ORF in diesem Onlienst mit meinen Gebühren auch eine Art Zeitgeschichteinstitut finanziert. Gleichsam als eine Art Außenstelle zu Prof. Rathkolb und seiner Wiener Zeitgeschichte.

Da schreibt ein Herr Lukas Zimmer einen endlos langen Artikel zum 50. Jahrestag der Affaire rund um den damaligen WU-Professor Taras Borodajkewycz. Am Höhepunkt der Auseinandersetzungen zwischen rechts und links war ein Todesopfer zu beklagen. Verursacht von einem bekannten Rechtsextremen. Das Opfer ein Widerstandskämpfer und Kommunist.

Herr Zimmer kann es aber bei seiner Darstellung der historischen Fakten alleine nicht belassen. Er muss sich auch in einer Charakterschelte der heute lebenden, und besonders der politisch agierenden Österreicher üben. Er stellt einen "Gedächtnisschwund" fest, weil man sich an diesen Tag nicht erinnern möchte. Wörtlich stellt Herr Zimmer fest: "Immerhin könnte ja dabei herauskommen, dass man seit März 1965 nicht viel gelernt hat - etwa über politisches Kalkül, über kaum verdeckte Sympathien in der Bevölkerung für Rechtsextreme wie Borodajkewycz und über mangelnde Konsequenzen, selbst wenn es am Ende nach Straßenschlachten mit Stahlruten und Tränengas einen Toten gibt." In welchem Österreich lebt Herr Zimmer?

Wo gibt es bei uns Sympathien und mangelnde Konsequenzen für Straßenschlachten mit Stahlruten, Tränengas und am Ende mit Toten? Oder meint er jene ÖH, die ihre Sympathien für linksextreme Anarchos, wie den 'Schwarzen Block'  bekundet? (Vor 50 Jahren hat sich übrigens die damalige ÖH eindeutig von allen in Gewalttaten ausufernden Demonstrationen distanziert ...)

Obwohl Dr. Heinz Fischer damals zu den Aufdeckern der Affaire T.B. zählte, wirft ihm Herr Zimmer ebenfalls ein "Versiegen der Erinnerung" vor, was mir völlig unverständlich ist.

Ich könnte über Herrn Zimmer und seine Übung als Zeitgeschichtler hinweg sehen - Prof. Rathkolb genügt mir für "Nichtlektüre". So wie es mir auch genügt, dass Institute für Zeitgeschichte aus dem Wissenschaftsbudget dotiert werden. Da braucht sich der ORF und Herr Dr. Wrabetz nicht noch als zusätzlicher Sponsor gerieren - mit meinen GIS-Gebühren!