Der ORF wird immer unverfrorener: Kardinal Schönborn ist als Gast im Journal intensiv bedrängt worden, doch einen Wahlaufruf für die SPÖ auszusprechen. Offenbar steht der Partei (und damit der jetzigen ORF-Nomenklatura) das Wasser vor den Wahlen schon so bis zu den Nasenlöchern, dass sie jetzt sogar schon die Kirche als Wahlhelfer zu aktivieren versucht.
Schönborn hat sich nicht zu einem solchen Wahlaufruf verleiten lassen. Aber er hat zugleich das soziale "Flüchtlings"-Engagement des Rathauses in dicken Worten gelobt - und jedes Wort über all jene Punkte unterlassen, wo Katholiken - bis auf den Kardinal - massive Probleme mit der Linie der SPÖ haben. Er erwähnte weder Schwulenadoption noch Abtreibung noch den Versuch der (schwul gefärbten) Sexualisierung des Schulunterrichts noch die Haltung der SPÖ zum Thema Ethikunterricht. Es würde einem Wiener Bischof auch gut anstehen, ein paar kritische Worte zu Korruption und Schuldenverdreifachung zu sagen, wenn er schon parteipolitisch angesprochen wird. Andere Bischöfe in anderen Städten tun das ja auch.
Und besonders peinlich wurde Schönborn, als er auf die Ängste vieler Österreicher angesichts der rapiden Zuwanderung und Islamisierung angesprochen wurde: Außer Phrasen hatte er dann nur den Verweis auf die vielen Ausländer zu bieten, die in den Spitälern arbeiten. Er weiß offenbar gar nicht, dass das ganz überwiegend christliche und eben nicht muslimische Ausländer sind, die sich für diese harte Arbeit finden.
Nichts dagegen, wenn ein Bischof weltfremd ist. aber so weltfremd zu sein und dann dennoch ständig politische Stellungnahmen zu versuchen, das macht den meisten Katholiken Schmerzen.