Wie weit es mit der Objektivität des ORF in Sachen katholischer Kirche und Religiosität bestellt ist, konnte jeder erkennen, der die Diskussion zur Familiensynode in der Sendung kreuz&quer verfolgt hat.
Kunterbunt wurden Themen wie der Umgang mit geschiedenen Wiederverheirateten, mit Homosexuellen, Verhütung und die Bewertung von Sexualität ganz allgemein in die Diskussion geworfen. Nun steht es natürlich jedem zu, hier nicht immer der gleichen Meinung wie die katholische Kirche zu sein. Von einem öffentlich-rechtlichen Sender erwarte ich mir als Seher dennoch eine objektive und ausgewogene Befassung mit dem Thema. Diskussionsleiter Günter Kaindlstorfer machte allerdings aus seinen persönlichen Einstellungen keinen Hehl und diskutierte fleißig mit.
Schon in der Eingangsmoderation inszenierte er einen Machtkampf zwischen dem Papst und "konservativen Hardlinern", in seinen Augen wohl das schlimmste, was es auf dieser Welt geben kann. Dieser Tonfall zog sich durch die gesamte Sendung, Argumenten der beiden kirchenfreundlichen – und durchaus ausgewogenen – Diskussionsteilnehmer folgte nahezu immer ein Widerspruch oder eine kritische Ergänzung durch den Moderator. Als ganzes versuchen der Moderator und die anderen drei Diskutanten ein rückwärtsgewandtes, gestriges, leibfeindliches und abzulehnendes Bild der Kirche in diesem Bereich zu zeichnen.
Deutlich zeigt sich hier einmal mehr die Mission, die ORF-Mitarbeitern ganz offensichtlich innewohnt. Die eigene Meinung – antikirchlich, schwulenfreundlich, die freie Sexualität propagierend, alles Konservative verteufelnd – wird als selbstverständlich dargestellt, abweichende Meinungen müssen und sollen bekämpft werden. Gänzlich unvorstellbar ist es, daß es Menschen gibt, die mit vielen guten Gründen die Lehrmeinung der Kirche vertreten, für richtig halten und selber auch leben. Komplett unausgesprochen bleibt die Frage, wie andere Teile der Erde und der katholischen Kirche zu diesen Themen stehen.