Der ORF brüstet sich, exklusiv über geheime Tonaufnahmen zu Verfügen, in denen sich Papst Franziskus vor fast drei Jahren über Misswirtschaft, intransparente Finanzen, Geldverschwendung und Machtmissbrauch mokiert -- und sendet diese wie selbstverständlich.
Dass dies schwer verboten ist, stört bis dato niemanden. Dabei lernt jeder Journalist gleich zu Beginn seiner Ausbildung, dass (geheime) Sprachaufzeichnungen zwar prinzipiell erlaubt sind, nicht aber das Vorspielen im Beisein anderer. Und Veröffentlichungen sind sowieso tabu. Das darf nur geschehen, wenn die Zustimmung des Betroffenen vorliegt.
Beim ORF spielt das natürlich keine Rolle. Und beim Papst kann man sich das ja auch erlauben -- denn der wird gewiss nicht klagen!
Dass der Inhalt des Tondokuments im Grunde schon im aktuellen Buch von Gianluigi Nuzzi zu lesen ist, schmälert natürlich die Exklusivität und hätte erst recht die Veröffentlichung unterbinden müssen.
Aber gut: Jetzt hoffen wir natürlich, dass der ORF geheimdienstmäßig auch in der heimischen Politik tätig wird, diverse Blödheiten der Repräsentanten aufnimmt und dann veröffentlicht. Natürlich "exklusiv".
