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(oe1 Do, 10.12.2015, 07:00)
Morgenjournal (I)

Nach einem aufregenden und aufschlussreichen ZiB2-Interview, das Armin Wolf in einem für jeden neutralen Zuseher unerträglichen Stil mit Integrationsminister Sebastian Kurz führte, war speziell die Wiener SPÖ in großer Not. Die von Kurz sachlich und trocken präsentierte Untersuchung über islamische Kindergärten in Wien löste spürbar verzweifelte Reaktionen aus.

Im Morgenjournal durfte deshalb Häupls Stadträtin Sonja Wehsely lang und breit über die Studie herziehen. Sie agierte dabei denkbar hilflos und jagte vor allem hohle Phrasen in den Äther. Einige Beispiele: „Es geht um die Qualität und um den Schutz der Kinder“, oder „wir müssen das Thema ernst nehmen. Es darf nicht weggeschaut sondern es muss hingeschaut werden“, verriet die mit stets erregt klingender Stimme ausgestattete SP-Politikerin. Dass es notwendig sei, dass „genau hingeschaut werden muss“, wiederholte sie in den wenigen Minuten des Interviews ein halbes Dutzend mal.

Die sich aufdrängende Frage, warum denn bisher seitens der Gemeinde nicht „genau hingeschaut“ worden sei, vermied Journal-Moderator Hubert Arnim-Ellissen in jener noblen Zurückhaltung, die der ORF gegenüber linken Politikern fast lückenlos an den Tag legt. Frau Wehsely machte selbst deutlich, wie genau seitens der Gemeinde bei Gründung solcher Privatkindergärten hingeschaut wird. Man fragt vor Gründung solcher Kindergärten beim Innenministerium nach, ob gegen den künftigen Betreiber etwas vorliegt. Danach interessiert der Kindergarten die Gemeinde über Jahre hinweg offenbar nicht mehr.

All das wurde nicht hinterfragt.

Ärgerlich für viele Zwangsgebührenzahler ist, wie unterschiedlich der ORF mit Politikern verschiedener Parteien umgeht. Während es bei bürgerlichen Politikern die Regel ist, aggressiv und provokant zu fragen, dem Interviewten ins Wort zu fallen um eine Antwort abzuwürgen und manches auch gleich ungebührlich zu kommentieren und zu bewerten (was man als Journalist dem Zuhörer überlassen sollte), verlaufen Interviews mit Rot-Grün-Politikern völlig anders. Da werden die Fragen sozusagen auf dem Silbertablett serviert, der Redefluss des Befragten wird nicht gestört, selbst dann, wenn er zum x-ten mal die selben Phrasen drischt.

Dafür, dass viele der Rot-Grün-Politikerinnen und -Politiker aus diesem Startvorteil der besonders freundlichen Befragung keinen Nutzen ziehen, können die ORF-Interviewer nichts. Sie tun für ihre Gesinnungsgemeinschaft ohnehin, was sie können.