Eine Radioreportage wie ein realsozialistisches Propagandaplakat. Glückliche Menschen, strahlender Gesichter und ein gütiger und weiser Führer. Alexander Van der Bellen macht auf seiner Wahlkampftournee Station in Graz. Ö1 berichtet. Alle Grazer Werktätigen die etwas ins Staatsfunkmikro sagen dürfen, sind begeistert und hingerissen. Keine Kritik, kein böses Wort, wo der grüne Spitzenkandidat auftaucht herrschen Freude, Glück und Frohsinn.
Nur ein aufmüpfiger Grazer weiß noch nicht, ob er Van der Bellen oder Griss wählen soll. Kritischeres ist in dem Beitrag nicht zu hören. Und weil der gütige grüne Professor auch nur ein Mensch aus dem Volke ist, darf das obligate Zigarettenwitzchen nicht fehlen. Der ORF hat daraus eine Art Van der Bellen-Folklore gemacht. Eine Nichtraucherin hatte den Zigarettenkonsum des Präsidentschaftskandidaten getadelt, es ihm ob seiner großen poltischen Leistungen aber sofort wieder nachgesehen. Und weil jeder Held einen Gegner, jeder Protagonist einen Antagonisten braucht, wird nach der Van der Bellen-Reportage mit einer äußerst knappen Anmoderation ein kurzer O-Ton von Mitbewerber Norbert Hofer eingespielt: „Wir brauchen keinen faschistischen Grünen Diktator.” Und zwar ohne jede Erklärung, warum Hofer das gesagt hat. Das braucht der Gebührenzahler nicht zu wissen, es reicht wenn er sich merkt, dass Van der Bellen gut und freundlich, Hofer dagegen böse und hasserfüllt ist.