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Andreas Unterberger (ORF2 Do, 25.08.2016, 19:30)
Zeit im Bild

Es ist gewiss nicht der ärgste Fehler, der im ORF schon zu hören war. Dennoch ist er bei einem Sender eigentlich nicht hinzunehmen, der einen gesetzlichen Bildungsauftrag hat, der uns mit "Österreicher und Österreicherinnen" in allen Variationen nervt, der sich ständig krampfhaft politisch-korrekt gibt, wenn dann bei (kunst)historischen Fakten Ahnungslosigkeit statt Korrektheit regiert. Es ist einfach ärgerlich, wenn in einem Beitrag der noch immer (relativ) meistgesehenen Nachrichtensendung Michelangelos Werke in der Sixtinischen Kapelle unwidersprochen als "600 Jahre alt" bezeichnet werden können (von einem für den Beitrag extra interviewten "Veranstalter" einer Fotoausstellung dieser Fresken, der dieses Alter der Fresken noch dazu besonders betont).

Für die ORF-Linksfront ist es gewiss bloß verachtenswertes Bildungsbürgertum, darauf hinzuweisen, dass dem nicht so ist. Falls es doch irgendwo noch einen lernwilligen ORF-Menschen geben sollte, sei aber hinzugefügt: Die ältesten der Sixtinischen Fresken sind ziemlich genau 500 Jahre alt, und das "Jüngste Gericht" ist sogar deutlich jünger. Das müsste eigentlich jedem Redakteur sofort auffallen, der noch minimale historische Bildung hat.

Aber freilich: Woher sollten so etwas wie Bildung in einer von den Altgenossen Wrabetz und Dittlbacher geführten Redaktion plötzlich herkommen? Außer dass Links immer gut und Rechts immer böse ist, braucht man im heutigen ORF doch nichts mehr zu wissen. Und 500 oder 600 Jahre – das ist doch wurscht. Alte Schinken sinds halt.

(Aber vielleicht kann der ORF da gar nicht so viel dafür. Denn auch das Wissen der von der Wiener Uni kommenden Historiker ist ja seit vielen Jahren total auf die Nazi-Jahre reduziert worden. Bei den meisten wäre ich nicht einmal sicher, ob sie die Namen Michelangelo oder Renaissance wenigstens schon einmal gehört haben, und nicht für ein Hotel halten).