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Werner Reichel (oe1 Di, 11.10.2016, 08:00)
Morgenjournal (II)

Erheiterndes zum Frühstück. Im Morgenjournal berichtet der österreichische Staatsfunk, wie der russische Staatsfunk über den US-Wahlkampf berichtet. Der Ö1-Mann in Moskau stellt gleich zu Beginn seines Beitrages fest, „wer sich die Nachrichten im vom Kreml gesteuerten Fernsehen ansieht, dem wird sofort klar, wem die Sympathien gelten: Donald Trump“. Huch! Und was wird einem klar, wenn man sich die ORF-Berichte über den US-Wahlkampf ansieht? Äh, das kann man nicht vergleichen, das ist etwas völlig anderes und außerdem muss man ja für Hillary….

Dann mokiert sich der Ö1-Korrespondent darüber, dass im russischen TV nicht näher auf das nun aufgetauchte Skandalvideo von Trump eingegangen wird, sehr wohl aber auf Trumps Vorwürfe an Hillary, ihren Mann bei seinen sexuellen Eskapaden gedeckt zu haben. Außerdem wagt es das russische Fernsehen, Hillary zu kritisieren, die ihrerseits den russischen Militäreinsatz in Syrien kritisiert. In der Abmoderation spricht die Ö1-Redakteurin von „Wahrnehmung und Wahrheit in Russland“.  Ein noch höheres Ross hat man in der Argentinierstraße wohl nicht mehr gefunden.

Es ist schon recht skurril, wenn ausgerechnet der ORF einen anderen Staatssender wegen tendenziöser Berichterstattung kritisiert, wenn sich ausgerechnet österreichische Staatsfunker ein Urteil über ihre russischen Kollegen anmaßen. Aber die ORF-Mitarbeiter sind so von ihrem sozialistischen Missionierungsauftrag beseelt (ohne sich dessen bewusst zu sein), dass ihnen gar nicht mehr in den Sinn kommt, dass das, was sie täglich produzieren, nur noch sehr wenig mit Journalismus zu tun hat. Also etwas mehr Demut, denn die Unterschiede zwischen dem ORF und dem russischen Staatsfernsehen sind, wie wir dank dieses Ö1-Berichtes gelernt haben, eher gering.